Roland Bischof  -  Homepage

Reisen und Meeresangeln


Meine Berichte über Meeresangeln in Norwegen


  • Abenteuer Arktis - eine Reise zu Walen und Nordlicht
  • Pollakinvasion am Hardangerfjord
  • Øksfjord - Hotspot für Rentier und Heilbutt

  • Hardangerfjord - spektakuläre Landschaft gepaart mit einer Vielfalt an Fischen

  • Gjesvær - das Eldorado am Nordkap

  • In Vega sind die Naffen los - die Tour im Mai 2013

  • Abenteuer Nordkap oder das Kap der Kapitalen


!  Zu den einzelnen Reiseberichten bitte durch scrollen !


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Abenteuer Arktis - eine Reise zu Walen und Nordlicht

(erstellt Jan. 2024)


Ist es nicht für viele Naturfreunde ein Traum, einmal im Leben zwei spektakuläre Highlights der Natur an einem Tag erleben zu dürfen? Würden da nicht die Jagd der Schwert- und  Buckelwale sowie das Phänomen des Nordlichtes passend sein? Mein Traum wird hoffentlich in Vengsøy, 350 km nördlich des Polarkreises, in Erfüllung gehen. 

Als ich im Flieger nach Tromsø sitze, ist mir erst mal Angst und bange. Allein, Reisegruppe unbekannt, Crew kämpft mit einem Schneesturm, Totenstille. Habe ich mir dieses Abenteuer womöglich nur rosarot ausgemalt? Beim Verlassen des Flughafengebäude peitscht mir der Wind  ins Gesicht und die See ist aufgewühlt.  Es ist November und äußerst ungemütlich. Die Fähre braucht mehrere Anläufe, um einigermaßen am Anlegeplatz festzumachen. Froh bin ich mit meinem Gepäck drin einen Platz zu finden. Die Überfahrt zur Insel Vengsøy werden einige Passagiere wohl so schnell nicht vergessen. Die Klinke der einzigen Toilette an Bord ist ständig in Bewegung. Mancher Magen verlangt einfach danach. Als wir die Insel bei starkem Schneeregen endlich erreichen, huscht ein jeder in die Unterkunft. 

Geduscht, bei einem heißen Grog und angenehmer Wärme hellen sich die Gesichter langsam  auf. Wir machen uns bekannt. Reiner, Jürgen und ich bilden die Gruppe der Fotoenthusiasten und werden dem Boot von Volker zugeteilt. Die anderen Gruppen sind hier oben in Nordnorwegen, um den großen Fischen wie Dorsch und Heilbutt nachzustellen.  An eine Ausfahrt am nächsten Morgen glaubt indes keiner.

Durch Lärm werde ich morgens aus dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken gehe ich in den Aufenthaltsraum und wundere mich über die vielen platt gedrückten Nasenspitzen an den Fensterscheiben. Unglaublich, da ist doch der Blas eines Buckelwales zu sehen und noch dazu bei klarer Sicht, kein Regen mehr. Wer hätte das für möglich gehalten?

Jetzt gibt es kein Halten mehr. Knapp eine Stunde später sind wir mit dem Kabinenboot auf dem Wasser. Unser Guide Volker, erfahren und schon einige Jahre während der Saison hier oben, sucht Schwert- und Buckelwale. Währenddessen geht unser Blick in Richtung der rauen, kargen Landschaft, zu den wuchtig teils schneebedeckte Bergen inmitten des dunkelblauen Meeres. Wir haben Glück und sehen wie das Sonnenlicht die Spitze eines Berges vergoldet.


 

 

Indessen sucht Volker den Himmel nach Möwen ab. Denn wenn sie jagen und ins Wasser stürzen, hat das einen guten Grund: Heringe. Und wo diese Fische mit ihrem grünlich-blauen Rücken und silberglänzenden Seiten in Schwärmen auftreten, sind die hungrigen Wale oft nicht weit. 

Als wir mit dem Boot um eine Inselecke biegen, stimmt Reiner plötzlich einen Freudengesang an. Das ist der Hammer, endlich Schwertwale! Sie sind mit gutem Tempo unterwegs und ziehen an uns vorbei. Wo sie hinwollen, ist uns unklar, aber bei dem Speed haben sie sicher einen driftigen Grund. Wir müssen schon einen Zahn zulegen, um ihnen zu folgen.  Kameras aus den Fotorucksäcken geholt und in Position gebracht. Nicht ganz einfach bei der Schaukelei. 

Wir zählen zehn Tiere. Bullen, Kühe und sogar Jungtiere. An der  dreieckigen Finne, die beim Bullen durchaus stattliche 1,80 m und bei Kühen 1 m erreichen kann, sind sie leicht zu unterscheiden.  Orcas sind intelligente und sehr soziale Meeressäuger.  Sie jagen oft im Verbund.  Als sie endlich entspannt im Wasser schwimmen, bekommen wir nicht alltägliche Aufnahmen. Wie bei Walen oft üblich sind es die Jungtiere, die für Kapriolen sorgen. Als hätte der junge Bulle nur auf ein dankbares Publikum gewartet, nähert er sich. Er hebt seinen Kopf etwas aus dem Wasser und sofort klicken unsere Kameras um die Wette. Dann taucht er ab. Und als er plötzlich unvermittelt springt, sind wir vor Freude förmlich erstarrt. Nur gut, dass Jürgen cool bleibt und den Sprung auf seinen Sensor bannt. Überglücklich klatschen wir uns ab. Wohl ein jeder fühlt Demut und Freude über die erfolgreiche  Sichtung der Schwertwale. Als wir die Rückfahrt antreten, wird es schon dunkel. Anfang November hat man hier oben am 69. Breitengrad immerhin noch sechs Stunden Tageslicht. 




Pünktlich 9.00 Uhr startet unser Kabinenboot. Wir sind voller Hoffnung heute auch die bis zu 15 m langen und bis zu 30 Tonnen schweren Buckelwale zu finden. Diesmal steuern wir eine andere Ecke des Fjords an. Volker hat offenbar ein gutes Näschen, denn in der Ferne können wir das Getümmel von Möwen in niedriger Höhe ausmachen. Dazwischen ist doch der Blas von den großen Meeressäugern zu erkennen? Sollten wir wirklich so ein Massel haben? Wir fahren näher heran, halten aber respektvoll genügend Abstand, auch den Meeressäugern zuliebe. 

Was ist denn hier los? Scharen von Möwen, Seeadler, der Blas von Buckelwalen und die Finnen der  Orcas - hier geht ja die Post ab. 


Eigentlich sind Orcas und Buckelwale nicht beste Freunde. Es gibt Szenen, wo ein Verbund Schwertwale das Buckelwalkalb von der Kuh trennt, um es zu töten. Aber hier in Norwegen besteht diese Gefahr dank der ungeheuren Masse an Heringen um diese Jahreszeit nicht. Schwertwale treiben die Heringe zu einem Baitball zusammen und schlagen dann mit ihren Schwänzen kraftvoll auf die Fische, betäuben oder töten sie. Nicht selten schießen dann von weit unten die Bartenwale mit weit aufgerissenen Mäulern nach oben und klauen gewissermaßen den Orcas die Fische. 

Luftblasen - tief unter dem Heringsschwarm erzeugt - sind eine weitere Methode der Buckelwale, um die Fische zu verwirren. Dabei werden die Bubbles so geschickt gesetzt, dass der Schwarm eingekreist und sozusagen fast kugelförmig wird.  So haben die Wale leichtes Spiel, eine gewaltige Menge an Fisch und Wasser beim Hochschießen aufzunehmen. Die Barten helfen ihnen, das Wasser wieder heraus zu pressen. Es ist schon ein außergewöhnlicher Höhepunkt dieses Spektakel hautnah beobachten zu können. 

Plötzlich und unvermittelt schwimmen zwei Dreißigtonner direkt auf unser Boot zu. Automatisch ergreife ich eine Haltestange und rufe den anderen die mögliche Gefahr zu. Mir stockt der Atem. 

Erlösung, denn elegant tauchen die Buckelwale unter unseren Boot durch und kommen nach einer Weile mit weit aufgerissenen Mäulern voller Heringe ein ganzes Stück hinter uns aus dem Wasser. Grandios.

 


 

Als wir zurück zum Camp fahren, sind wir immer noch auf Adrenalin. Der Abend ist noch jung, der Himmel klar und wir sind heiß auf die andere Attraktion: die Aurora Borealis. Nach einer kurzen Stärkung ziehen wir alles an, was wir mithaben. Wir schnappen Kameras, Stative, heiße Getränke und treten nach draußen. Beim Blick zum Himmel zeigen sich zwar die Sterne, aber von Lady Aurora ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht braucht sie noch etwas Zeit in der  Garderobe.  Wir stampfen durch den Schnee und finden endlich eine passende Fotolocation. 

Doch dann formt sich ein grüner Schimmer am Horizont langsam zu einer Welle und strömt über den nächtlichen Himmel. Das Polarlicht gewinnt an Gestalt, Intensität und Farbe. Selbst violette Säume sind zu bewundern.  Da ist sie endlich, Lady Aurora in voller Schönheit. Und als sie zu tanzen beginnt, sind wir von ihrem Zauber gefangen. Wow! Was für ein faszinierendes Naturschauspiel! Schauer der Ehrfurcht laufen mir über den Rücken. Aurora Borealis - ein Geschenk der Sonne sorgt für unvergängliche Eindrücke. 



Unsere Reise nach Tromsø, die zu Beginn eher beschwerlich und von Wetterkapriolen begleitet war, endet letztendlich perfekt. Für relativ kleines Geld erlebten wir Abenteuer pur, gepaart mit vielen Gänsehautmomenten. Und wenn sich fremde Menschen auf Anhieb gleich verstehen, dann werden sieben Tage auf einem kleinen Kabinenboot nicht zum  Problem. 

Und was sagte unser Guide Volker zum Abschluss noch zu uns: "Sieben Tage, kein einziger Ausfalltag, dazu täglich Sichtungen der Meeressäuger und obendrauf die Magie des Polarlichtes, ihr Glückspilze!"


Anmerkungen:

  • Bitte bei den Fotos auf ein Bild klicken und dann oben rechts den Vollbildmodus einstellen. Danach auf weiter drücken, um alle sechs Fotos zu sehen.
  • Zu diesem Reisebericht gibt es ein Video "Springende Wale, jagende Orcas u. Polarlichter". Bitte zuvor am Einstellrad die Qualität auf HD stellen.  Viel Spaß bei Anschauen.
  • Der Hering ist offenbar ein Indikator für den Klimawandel. Sie sind mittlerweile weiter nördlich in das Gebiet um die Insel Skjervøya gezogen und ihnen auf der Spur: Schwert- und Buckelwale.


Fotos: Reiner Jochims, Jürgen Knöpfel, Roland Bischof

Text: Roland Bischof

Fotos und Texte sind urheberrechtlich geschützt und bedürfen der Zustimmung der Autoren





Pollakinvasion am Hardangerfjord

(erstellt Juni 2022)


Was wir diesmal am Hardangerfjord nach Pfingsten erleben durften, schlug einfach ein wie eine Bombe. Eine Invasion der Pollacks. Innerhalb von nur zwei Stunden hatten wir an einem 22 m -Plateau Richtung Lukksund sage und schreibe 19 dieser schmackhaften Räuber mit einem 60g-Pilker überlisten können. 


Hardangerfjord - Lukksund


Pollacks beißen in der Regel sehr vorsichtig; man hat manchmal das Gefühl als zöge der Köder durchs Kraut. Das ist der Zeitpunkt seinen Anschlag zu setzen. Und wenn der goldbraune Fighter den Braten gerochen hat,  beginnt ein verwegener Tanz. Er stößt unvermittelt kraftvoll in die Tiefe und ein aufregender Drill beginnt. Unsere 65 g-Rute bog sich manches Mal wie ein sich verneigender Samurai.  


Krumme Rute am Hardangerfjord


Doch irgendwann verlassen den tapferen Kämpfer seine Kräfte und er muss sich geschlagen geben. Und dass er mit seinem weißen Fleisch in der Fischküche zu überzeugen weiß, ist allgemein bekannt. Was wir immer wieder erleben konnten, der Augenjäger nimmt oft den abtauchenden Köder. Apropos Köder. Unsere Favoriten waren bislang immer kleine Gummifische, mal ultra langsam, mal etwas schneller die Kurbel bewegt. Aber diesmal war der 60g Pilker Jensen-Sild nicht zu toppen.


Einige Pollacks, gewaschen und gekämmt


Doch nicht nur dieses Plateau war eine Tummelwiese. Auch kleine Berge und steil abfallende Felswände gehören zu seinen bevorzugten Plätzen. Das Kräftemessen mit diesem agilen Räuber macht einfach unheimlich Spaß. Mit einem leichten Stöckchen kommt man an die schweren Jungs.

Wenn man seine Frau für einen Angelurlaub überzeugen möchte, dann sollte es an Abwechslung nicht fehlen. So standen neben dem Fischen auch Wandertouren auf dem Programm. Clara lachte in diesen 14 Tagen oft, so dass wir den Ølveshovda und den Stussvikhovda erklimmen konnten.


Blick auf Ølve 


Corona hat auch am Hardanger Spuren hinterlassen. Lange vor der Pandemie hatten andere Gäste und wir den Eindruck, dass der Fischbestand langsam, aber stetig abnimmt. Im Vorjahr und jetzt zum Frühlingsende  erlebten wir das Gegenteil. Trotz Kieselalgen - die Farbe des Fjordes erinnerte an die Karibik -  waren nach wenigen Tagen und einigen Nächten der langen Messer die erlaubten Fischmengen bereits in den Kisten.

Eine Begebenheit soll hier nicht unerwähnt bleiben. Mitten im Hardangerfjord, kurz vor dem Eingang zum Lukksund - ich war gerade im Pollackdrill und die Spitze meiner Spinnrute zeigte zum Mittelpunkt der Erde - als ich plötzlich das Tragflächenboot der Hardangerfjordexpressen-Fähre mit gutem Speed auf mich zukommen sah.  Ach du Sch..., dachte ich und wollte schnell noch beidrehen.  Das war Gott sei Dank nicht nötig, denn der erfahrene Käpt'n wich geschickt meinem 20-PS-Boot aus. Augenblicklich fingen die Passagiere auf dem Oberdeck an zu johlen.  Offenbar hatten sie die stark gebeugte Rute gesehen.  Als ich den großen Pollack dann über die Reling zog, fing die jubelnde Menge an zu klatschen und wir freuten uns gemeinsam.  Für beide Seiten ein eindrucksvolles Erlebnis. Zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle und dann diese Aktion - einfach nur geil.


DSC00716
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Abendrot an der Mole schön
Abendrot an der Mole schön
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Stussvika, Wanderhütte
Stussvika, Wanderhütte
Ølve Fourbergfossen
Ølve Fourbergfossen

Natur und Dorsch & Pollack

 Meine Frau, die vor allem die unberührte Natur Norwegens liebt, greift auch mal gern zur Angelrute. Natürlich sorge ich für das Beködern, das Anlanden und Versorgen des Flossenträgers. Das Filetieren aber lässt sie sich nicht nehmen und wenn ich das Ergebnis dann betrachte, kann ich nur niederknien. Wir hatten also schon reichlich Fisch in der Butte und sie wollte wieder zurück fahren. Da überredete ich sie zu einer letzten Drift. Sie ließ den Pilker nach unten sacken und hatte sofort Kontakt zu einem Fisch. An ihren Bewegungen sah ich schon, dass es kein Kleiner war. Ganz vorsichtig holte ich ihn ins Boot: Ihr bislang größter Dorsch und das zur letzten Angeltour unseres Urlaubs...

 

 Abschlussdrill mit schönem Dorsch



Øksfjord - Hotspot für Rentier und Heilbutt

(erstellt Sep. 2018)


Schon die Autofahrt entlang des Øksfjords  sorgte dafür, dass unsere müden Augenlieder sich weit öffneten, denn eine beeindruckende Bergkulisse  säumt die Uferstraße beidseitig.  Das Gelb-Rot der Polarsonne hinter den Gipfeln tauchte  die Bergkette in sattes Schwarz ähnlich dem eines Scherenschnittes. Mitternacht in Nordnorwegen...


Polarnacht Øksfjord

Polarnacht Øksfjord


Diese Atmosphäre  wurde jäh unterbrochen, als ein Rudel Rentiere an der Straße stand. Gefahr bestand nicht, denn diese Tiere sind an Menschen und Autos  gewöhnt.  Hier am Øksfjord gehören sie zum Alltag.  Die Einwohner wundern sich schon lange nicht mehr, wenn ein riesiges Geweih plötzlich in ihrem Vorgarten grast.

 


Wir hatten das erste Mal über "kingfisher" einen Angelurlaub gebucht. Unser Haus "Olsengarden" mit sehr schönem Blick auf den Hafen ist unweit vom Bootssteg, Filetier- und  Gefrierraum entfernt. Thank goodness, die Schlepperei für den Bootssprit hält sich in Grenzen, denn eine Tanke ist gleich nebenan. Für Liebhaber eines kühlen Blonden steht ein gut sortierter COOP bereit. Der sehr engagierte polnische Pächter Adam versucht alle Wünsche zu erfüllen. Wir bekamen ein Aluboot 19ft Kværnø 60PS mit Echolot, GPS und Plotter. Für drei Angler perfekt. Die Seekarte hatten wir bereits zu Hause studiert und als wir die steilen Berge dann sahen, die gewissermaßen unter Wasser ihre Fortsetzung finden, war klar, dass es nur wenige Plateaus und flache Flächen gibt.  Wir werden sehen, ob der Nimbus ein ausgezeichnetes Angelrevier zu sein, sich auch für uns bewahrheiten wird.


Die große Unbekannte beim Fischen hier oben am 70. Breitengrad ist der Wind. Auch wir hatten manchmal mit Thor zu kämpfen. Wenn er mit seinem Wagen über die Wellen ritt, verzogen wir uns in den Fjord und fanden immer Plätze, wo wir unsere Köder auswerfen konnten. Wer da denkt, die Kapitalen sind nur draußen zu finden, der irrt. Dorsche um die 1,15m oder Großköhler ähnlicher Länge gingen uns an die Haken. Zwar mußten wir  unsere Offerten (Bermann-Pilker 250g, Gummifische 300g) sehr tief anbieten, aber der Drill mit einem kapitalen Seelachs macht schon gehörig Spaß. Anfangs hofft man zwar, dass ein Butt den Köder genommen hat, so zieht der Kämpfer backing von der Rolle. Schnell wird aber klar, dass es ein Groß-Köhler sein muss, denn seine Kraft ist der einer Kveite nicht ebenbürdig. Tina, von Statur zierlich, zeigte es wieder einmal den Mannsbildern und zog den längsten Torsk mit 1,18m über die Reling.

 

 

  • Dorsch, 1,18m /14kg
  • Seelachs 1,15m / 13kg
  • Groß-Dorsch
  • Groß-Dorsch

Als "Beifang" - die See war selten ideal ruhig - kam ab und zu auch ein roter Stachelritter zum Vorschein. Anton konnte sich mit einem Rotbarsch von 60cm und knapp 5kg in Szene setzen. Er hat doch die stachligen Rothäute zum Fressen gern. 😉 Nicht selten werden im Øksfjord und Umgebung Rothäute um die 6kg gefangen.

Aber wo blieben die Butts? Obwohl wir auf sandigen Plateaus von 20 bis 50m fängige Gummifische und Pilker anboten, ließ sich keine Kveite verführen. Erst als wir Köhler als Überbeißer offerierten, begannen unsere Angelrollen das von jedem Norwegenangler so geliebte "Buttlied" an zu singen. Die Faszination unseres Hobbies liegt darin begründet, dass man niemals auslernt und Überraschungen zum Alltag gehören. Innovationen und das einfache Ausprobieren verschiedenster Techniken fördern in jedem Fall den Fangerfolg.

Plötzlich - offenbar war der Bann gebrochen - brachten auch die "alten Hasen" 264g-Stormi-transparent und 300g-Cutbait-Hering ihre Butts. Insgesamt konnten wir 6 Heilbutts in unser Fangbuch eintragen, wobei zwei weitere verloren gingen.    

  • Rotbarsch 5kg
  • Heilbutt 1,05m
  • Rotbarsch
  • Gletscher
  • Heilbutt 1,05m



Nördlich des Øksfjords oberhalb der Insel Stjernøya zeigt die Seekarte ein Gebiet mit einigen vielversprechenden Plateaus. Zahlreiche Kleinköhlerschwärme auf dem Echolot lassen die Hoffnung keimen, hier könnten sich Butts so richtig wohlfühlen.  Als sich ein 40cm langer Köhler meinen Bergmann-Pilker (Überbeißer) geschnappt hatte, sicherte ich diese "Montage" mit einem Stinger. Ich spannte meine Offerte als Zugpferd ein und ab ging die Post in Richtung Sandgrund. Dort angekommen, kurbelte ich ca. 6 bis 10 Umdrehungen hoch, auch um den lästigen Lumbfischen aus dem Wege zu gehen. Währenddessen lief Antons Cutbait in gutem Tempo durch die Wassersäule. Tina hatte Probleme ihren Kveitekiller zu bestücken und ich reichte ihr gerade einen Messingstab als plötzlich ein Schlag durch meine Rute ging. Im Handumdrehen war die eben aufgekurbelte Schnur von meiner Jiggingmaster wieder abgespult. Ruhe. Langsam gewann ich backing zurück, hatte aber aus einem früheren Buttdrill auf der Insel Senja (siehe Video) gewisse Bedenken bezüglich meiner nigelnagelneuen Reiserute... 

Unbegründet wie sichs zeigte. Dieses Stöckchen mit der sensibler Spitze, aber enorm starkem Rückgrat, zeigt mir, dass hier ein Kenner des Rutenbaus am Werke war. Danke, Christian Weckesser.

Wie ein Samurai verneigte sich mein Traumstock vor dem, der da unten den Köder genommen hatte. Mein Gefühl sagte mir, dieser Fighter ist mit Sicherheit nicht von schlechten Eltern. Meter um Meter hob ich den Fisch aus 50m Tiefe nach oben. Die Rute deutete dabei an, was sie drauf hat. Anton hatte bereits das Gaff in der Hand, während Tina an der Reling stand und das atemberaubende Szenario betrachtete. Kurz vor der Wasseroberfläche folgte eine vehemente Attacke. Wie von der Tarantel gestochen, stieß der Fisch gen Grund. Mein Traumstock war nur mit großer Mühe und der Spitze im Wasser zu halten. Nun war klar: ein großer Butt!

Wollte er sich am Grund festsetzen und die Sache aussitzen wie einst Helmut Kohl in seiner Amtszeit? Daraus wurde aber nichts. Langsam gewann ich backing zurück. Als der Fighter wieder fast oben war - Anton war bereit das Gaff einzusetzen, stieß er unvermittelt erneut gen Grund. Mir wurde langsam heiß im Floater. Eindeutig, die zweite Runde ging wieder an das Kraftpaket. Ein Blick auf das Echolot zeigte uns, wir trieben Richtung 80m Tiefe. Die Rundenzahl und der Punktestand für den Butt erhöhten sich stetig. Ich stieß ein Stoßgebet nach dem anderen aus. Mein Blutdruck glich dem Reifendruck eines norwegischen Traktors. Mir schmerzten die Arme, aber der exzellente Fighter kämpfte bis zur Erschöpfung. Er verlangte mir wirklich alles ab. Sage und schreibe nach der sechsten Flucht gab er sich endlich geschlagen. Als wir ihn zu zweit mit ach und krach über die Reling gezogen hatten, lagen der Butt und ich zusammen wie Tote nebeneinander im Boot...

Nach einem kurzen Fotoshooting - ich bekam die gut 50kg nicht höher fürs Bild - konnten Anton und ich den Heilbutt über die Reling in sein nasses Element entlassen. Mit einigen Schwanzschlägen verschwand er in der Tiefe. Für mich ein Fighter der Extraklasse. Chapeau, alter Schwede!


Zu einer guten Tradition in den sieben Jahren gemeinsamen Angelns in Nordnorwegen gehört das Festessen.  Diesmal waren es zwei. Einmal gebackener Heilbuttkopf mit bayrischem Kartoffelsalat nach Schuhbeck und King Crabs mit Dip. Die Crabs - unter Insidern auch Stalins letzte Rache genannt - besorgte dankenswerterweise Adam, der wirklich einen sehr guten Job macht. Ein großes Dankeschön geht auch an die Firma "kingfisher", die alles unternahmen, dass unser Angelurlaub zum Erfolg wurde.

 

 

 

 

  • Kingscrabs (2)
  • Buttkopf 1 Tag gekühlt
  • Vorbereitung Buttkopf
  • Buttkopf gebacken3 (2)


Ein Drohnen-Video über diese Reise findest Du / Sie hier.     Ihr / Sie sind dazu recht herzlich eingeladen.





Hardangerfjord - spektakuläre Landschaft gepaart mit einerVielfalt an Fischen

(erstellt Aug. 2017)

Manchmal frage ich mich, ob nicht  einige Menschen – vorzugsweise Meeresangler – mit einer Kompassnadel im Gehirn geboren wurden. Denn oft genug gibt es bei dieser Sorte Spezies nur eine Richtung, wenn es in den wohlverdienten Urlaub geht: gen Nord und dann  immer gerade aus.

Und so folgten wir Mitte Juni meinem Kompass und bestiegen die ColorLine "Fantasie" in Kiel. Urlaub fängt schon mit dem ersten Tage an und den richtigen Einstieg bietet dieses Schiff mit all seinen Unterhaltungsmöglichkeiten allemal. Glück war insofern im Spiel, als wir eine Außenkabine im 10. Flur bekamen, obwohl wir nicht die upper class gebucht hatten. Aber auch die Fahrt von Oslo über die Reichstrasse 134 zum Hardangerfjord ist ein Augenschmauß.      

 

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Stabskirche in Heddal


Nachdem wir in Oelve am Hardangerfjord den Bungalow II bezogen und das Boot übernommen hatten, genossen wir ein kühles Blondes und freuten uns auf die bevorstehenden Wander- und Angeltage bei bestem Wetter. Wenn du deine Frau mit nach Norwegen nimmst, dann ist es Pflicht neben dem Fischen auch die "Kultur" einzubinden.

Doch erst musste ich mein Rendevous mit Merluccius merluccius einlösen, denn vor Jahresfrist hatten wir uns an einer Stelle im Hardangerfjord verabredet. Diesmal hatte ich die Pferdchen am Bootsende verdoppelt und fuhr mit 20 PS dorthin. Nächte zuvor sah ich im Traum die Seehechte dort auf ihren Beutezügen nach  Wittling, Octopus, Krabbe oder Makrele jagen. Und tatsächlich das Schwarzmaul kam und brachte sogar noch reichlich Kumpels mit.

Nun galt es die Räuber zu überlisten. Sehr erfolgreich war eine Naturködermontage mit einem starken Vorfach, an der drei Abgänge gebastelt wurden. Oben hatte ich mit einem Springerknoten einen roten Gummimakk (12er) eingebunden und die zwei anderen Abgänge mit  Haken Grösse 8 versehen. Traditionell wurde der Makk mit einem Makrelenkopf und die anderen mit Makrelenkoteletts garniert. Was glaubt ihr, was die Seehechte zu 80% bevorzugten? Klar, den ollen Kopf, den ich früher nutzlos über Bord geworfen hatte. Die Montage  an sich halte ich grundsätzlich 1 bis 2m über den Sandgrund.


  

Und Aufpassen ist angesagt, wenn ein Schwarzmaul den Köder geschnappt hat. Anschlag und gut Kurbeln, denn die Schlitzohren schwimmen nicht selten mit dem Köder im Maul dir entgegen. Mein Frau dachte anfangs ihr Seehecht hätte sich verabschiedet, denn sie spürte nur die „leere“ Schnur. Aber als sie danach sofort zügig kurbelte, war der Widerstand auf einmal wieder da.

Was hier in Ølve eine Bank ist, sind die schnellen Köhler. Sie sind auf einem Plateau zwischen 80 - 90m anzutreffen. Und nur selten trifft ein Sprichwort "Nur der frühe Vogel fängt..." so zu wie eben hier. Sage und schreibe bevor die Uhr sechs schlug, waren wir am Speedkurbeln mit unseren Pilkern. Seelachse zwischen 60 und 100cm wanderten in die Fischkiste. Schlag 8 Uhr war dann der Spuk vorbei. Wer da zu spät kam, den bestraften die Seelachse.

Dennoch zeigt sich die Fischerei in diesem Jahr eher zäh. Gern berichten die Angler über die guten Tage, aber die schlechten nehmen leider zu. Das bestätigte sich auch noch später im Jahr oben in Storekorsnes, knapp 200km vom Nordkap entfernt.    


 

Wir kommen gern nach Ølve und fühlen uns bei Ingvard und seinem Sohn Stig sau-wohl. Die Boote wurden in den letzten Jahren auf 4-Takt-Motoren umgerüstet und stehen sicher im kleinen Hafen direkt neben den Häusern.  (http://olveferien.webnode.com)


Was im Frühjahr noch der Renner an der kleinen Hafenmole war, ging heuer nur schwer an die Rute. Die Plattfische sind des Abends eigentlich der Magnet für gesellige Runden bei einem  Bier. Mehr Glück hatten wir mit den Pollacks und einigen Lengs, wobei man die Stellen schon kennen sollte.      

 

 


Doch nun zur Kultur oder genauer gesagt zu einigen Wanderungen. Ein Muss in jedem Jahr ist der Hausberg Ølveshovda. Mit 254m eher klein von Statur, hat er so manchen  Gast schon kräftig Pusten lassen.

Mit dem Auto auf die Fähre über den Hardanger gelangt man zum kleinen Ort Sunndal. Von dort geht eine sehr reizvolle Wanderung zur Gletscherzunge des Folgefonnas. Eine Tageswanderung der mittleren Art mit Ausblicken, die jedes Herz höher schlagen lassen.

Seit langer Zeit - wir waren zwei volle Wochen am Hardanger - fuhren wir wieder einmal über Norheimsund zum Steindalfossen, der einem nicht nass macht, wenn man unter ihn hindurchgeht.


Der Hardanger ist nicht nur landschaftlich eine der schönsten Gegenden Norwegens, er bietet immer wieder jede Menge an Überraschungen - egal ob in der Fischkiste (wir hatten schon 18 verschiedene Fischsorten darin) oder bezüglich der vielen Sehenswürdigkeiten in bezaubernder Natur. Auch deshalb ist Norwegen unsere zweite Heimat geworden.
 




Gjesvær - das Eldorado am Nordkap

(erstellt Juni 2014)


Wie wichtig Sicherungsscheine von Reiseanbietern sein können, wurde uns bei unserer Nordkap-Buchung über Zylle-Fishing-Tours bewusst. Denn als wir  bereits Ende 2012 unsere Nordkap-Reise für 2014 voller Vorfreude buchten, ahnten wir noch nicht, dass sich das Zylle-Boot bereits damals in gehöriger Schieflage befand. Wir waren guten Mutes bei Björn Dag in Gjesvær eine der neuen sehr schönen Rorbuerwohnung  mit Blick auf das Kajütboot Quicksilver gebucht zu haben.

Doch es sollte anders kommen. Ende 2013 lag der Reiseanbieter manövrierunfähig auf der Seite wie damals die Costa Concordia  und war offenbar nur bemüht seine finanziellen Löcher zu stopfen. Plötzlich war unsere Reise in Gefahr. Dem nicht genug, Björn Dag hatte nicht einmal eine Buchung von uns. Obwohl Thomas Zylstra unsere Anzahlung nicht weitergereicht hatte, ließ er uns dennoch die Flüge buchen… 

Als wir das ganze Schlamassel erfuhren, fühlten wir uns wie geplatzte Fahrradschläuche. Nur eine terminiert angedrohte Strafanzeige half uns letztendlich die Anzahlung zurück zu bekommen. Unerwartete Hilfe erhielten wir durch „Nordkap-Angelreisen“ und  „Köthener Angelreisen“. Beide Unternehmen nahmen sich unserer Sache an und organisierten unsere Reise engagiert und professionell. Bald hatten wir alles zu unserer vollsten Zufriedenheit zusammen  und unsere langen Gesichter hellten sich allmählich auf. Danke Mike und Holger!

 

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Hansvik-Team

Aus dem avisierten Kabinenboot wurde zwar ein 90 PS Hansvik, aber mit diesen strammen Pferdchen war es ein Genuss in Richtung Gjesværstappan zu unser ersten Tour davon zu brettern.

Dort draußen thront eine Inselgruppe über dem Meer, die für die unzähligen  Papageintaucher, Basstölpel, Tordalke und die großen Seeadler der ideale Ausgangspunkt ist, um in eine riesige Speisekammer – sozusagen direkt vor ihrer Haustür – einzutauchen.


Auch wir schickten unsere großen Gummis erwartungsvoll auf Tauchfahrt und hofften, dass sie auf dem sandigen, von starker Strömung beeinflussten Meeresgrund den einen oder anderen Dorsch oder vielleicht sogar Butt –  ich hatte abends oft eine Kerze in unser Fenster gestellt – zum Anbiss verführen würden. 

Wir wechselten die Taktik und verließen die uniformierte Köderwahl ausschließlich mit Gufis.  Abwechslung war jetzt gefragt.  Pilker und fangfrische Köderfische sollten den Reiz zum Anbeißen für die Kracher steigern. Unter dem Motto: je mehr Vielfalt desto größer die Chancen. Während Bine bei ihrem liebgewonnenen Pilker blieb, brachte Micha  einen Royber Jig in Aktion und ich hing einen fangfrischen Schellfisch an einen Kveite Killer. Mal sehen welche Offerte heute stechen würde. Ich persönlich bevorzuge bei der Köderführung die sogenannte Stufentechnik. Na, wie geht denn die, fragen sich sicherlich einige. Stellt euch einfach eure alte Großmutter beim Treppensteigen vor, die immer nach einigen Stufen ein Päuschen einlegen muss.

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Micha's Butt

„Holy Moly“, rief Micha. „Da zupft doch etwas an meiner Rute. Hat da nicht ein Räuber den Köder angestoßen oder gar probiert?“ Die darauffolgende Attacke bestätigt seine Vermutung. Der Run begann. Zweimal stieß das Kraftpaket gen Grund. Wollte er  sich dort festsetzen und die Sache aussitzen wie einst Helmut Kohl?  Daraus wurde aber nichts. Micha ließ den Gegner keine Chance und rang ihn gekonnt nieder. „Alter Schwede, dein erster Butt und dann gleich die Metermarke geknackt. Chapeau!“ , gratulierte ich ihm. Als ich ihn ansah, strahlte sein Gesicht mit der Polarsonne um die Wette.

Thor, der Wettergott, nach dessen Pfefe hier im hohen Norden alles tanzt, hatte diesmal seinen Bogen breit gespannt. Von Schneeflocken bis hin zum strahlenden Sonnenschein war einfach alles dabei. Ausfalltage? Ja, leider zwei. Als die Wellen erträglicher wurden, fuhren wir off shore zu einem Plateau und erlebten dort wahre Sternstunden.   

 

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Rekorddorsch 1,37m

Dorsche, jenseits der Metermarke, kamen wie am Band. Wir mußten bald vom Gas gehen und setzten viele Prachtexemplare zurück. Es war eine harte Nummer für unsere Physis. An ihre Grenze kam auch meine Vallhall, die sich wie ein Samurai verneigte, als ich einen Dorschkracher von 1,37m und 21kg das Licht der Welt zeigte.

Aber auch Bine, bei der das fishing nicht immer die erste  Geige  spielt, war sehr erfolgreich und   empfahl sich mit einem Dorsch von 1,15 m und 12 kg.

 

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Roland's Butt

Da   reichte mein  Butt zwar nicht ganz heran  – es fehlten nur wenige    Zentimeter zur  Metermarke, aber schon im August gibt es in Senja eine   weitere Chance.

Nach der vierten Ausfahrt hatten wir die drei Styroporkisten mit leckeren Filets  gefüllt. Kein Wunder, denn Hot Spots gibt’s hier am Kap genügend. Und wer nicht weit  mit dem Boot fahren will, der ist am Storstappen genau   richtig. Schon nach etwa 15  Minuten befindest du dich mitten im   Anglerparadies. Der Fischreichtum der Barentssee ist einfach gigantisch: Dorsche und Schellis bis zum Abwinken, Steinbeißer in ordentlichen Stückzahlen, nur die Heilbutts muss man schon suchen. Störend indes wirken die Lumbs – man sollte schleunigst nach Bodenkontakt 4 bis 6 Kurbelumdrehungen tätigen, um die Biester nicht sofort am Köder zu haben.  Also halfen wir den anderen Mitreisenden an ihre 15 kg zu kommen bzw. releasten den größten Teil der Fische.


Das Wetter- anfangs lag sogar noch Schnee –  besserte sich zusehends und wir nutzten diese Situation, um den Millionen von Vögel einen Besuch abzustatten. Am Gjesværstappan herrscht ein buntes Treiben. Wie Insektenschwärme fliegen Puffins und Tordalken um die Insel.  Es ist einfach beeindruckend.

 

 

Nordeuropas größte Papageientaucher-Kolonie brütet hier in Löchern in den mit Gras bewachsenen Felsen oder sind auf Nahrungssuche im Wasser unterwegs. Aber auch die großen Basstölpel haben sich einen Brutplatz am Hang gesichert.

Majestätisch fliegen die großen Seeadler auf Beutejagd durch die  Lüfte. Selbst Robben sind zu beobachten. Es wäre schon schade, wenn man  sich diese wilde Schönheit der Natur entgehen lassen würde.

 

 


Zur guten Tradition am Nordkap ist mittlerweile ein Königkrabben-Essen als kulinarischer Höhepunkt geworden. In garendes Salzwasser gelegt und ca. 15 Minuten ziehen lassen. Fertig. Dann ist „Stalins letzte Geheimwaffe“ servierbar. Eine Knoblauch- oder Cocktailsoße dazu und der kulinarische Genuss ist perfekt.

Apropos Genuss: Von  Bernd W. aus dem NAF bekam ich einen guten Tipp. „Frage den Fischer mit dem blauen Boot nach kalt geräucherten Wildlachs, du wirst es bestimmt nicht bereuen.“ Und ich sage euch, ich habe in meinem ganzen Leben einfach keinen besseren Lachs gegessen. Ein Hochgenuss!

   

Fazit: Gjesvær ist immer eine Angelreise wert. Die zwei Rorbuer sind gut und praktisch eingerichtet, WLAN ist optimal, die Bootsflotte genügt den Ansprüchen und liegt direkt am Haus. Der Besitzer Björn Dag  ist immer zu Scherzen aufgelegt und kümmert sich um alle Belange. Das Einzige, was unbedingt eine Verbesserung erfahren muss, ist der Schlachteplatz!

Und über das Revier kann man nur mit der Zunge schnalzen. Hotspot an Hotspot und die sind obendrein  in kürzester Zeit erreichbar. Was will man mehr.  So ist es  nicht verwunderlich, dass uns eines immer wieder dorthin aufbrechen lässt: “ die Magie des Nordens „





In Vega sind die Naffen los - die Tour im Mai 2013

(erstellt Juni 2013)


War im Vorjahr der hohe Norden unser Traumziel, so ging es diesmal nicht ganz bis zur Spitze Norwegens sondern knapp südlich des Polarkreises zur Bilderbuch-Insel Vega. Im Wonnemonat Mai wollten es siebzehn Naffen im Archipel der 6.000 Inseln und Schären so richtig krachen lassen. Ob das die Eiderenten, die hier friedlich mit den Insulanern im UNESCO-Naturwelterbe zusammenleben stören würde, war kaum anzunehmen, denn unser Fokus galt natürlich den Fischen.
Die Organisation der Tour hatte mit Bromsenkönig ein erfahrener „Veganer“ übernommen, der dieses Gebiet wie seine Westentasche kennt. In Zusammenarbeit mit DINTOUR standen uns sechs Rorbuer mit je einem Øjen-Boot zur Verfügung. Die Reiseunterlagen mit Beschreibungen, Tipps und Seekarten inklusive Hotspots gingen uns bereits Monate vorher per Post zu, sodass wir uns gezielt auf dieses Highlight vorbereiten konnten. Das schürte auf der einen Seite die Vorfreude, aber auf der anderen wollte die Zeit bis zum „go“ einfach nicht vergehen. Endlich am 10. Mai war es dann soweit und mit strahlenden Gesichtern trafen alle bis in die Haarspitzen motivierten Angel-Enthusiasten am Gardsøya Rorbuer im nördlichsten Teil der Insel ein.

Nach kurzer Einweisung bezogen wir die gemütlichen Rorbuer. Drei Angler in einem Haus und dann noch jeder sein Nest im eigenen Raum – Mensch Naffe, was willst du mehr. Und nicht genug:  diese Aussicht von der Terrasse lässt wohl jedes Herz höher schlagen.

Ich hatte diesmal etwas tiefer in die Tasche gegriffen – mein bisheriges Angelequipment fand über ebay neue Freunde – und mir einen neuen Stock (Fin-Nor Valhall) und eine Stella gegönnt. Tina und Anton waren bei weitem nicht schlechter ausgerüstet und so konnten wir Drei gewissermaßen „gewaschen und gekämmt“ zu unseren Angeltouren in den kommenden 10 Tagen in See stechen.


Inshore fishing oder der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach

Wo in Nordnorwegen bei windigem Wetter oft die “Klotze” die Zeit vertreiben muss, helfen in Vega die Schären. Natürlich sind dort die Kracher eher selten gesät, aber Küchendorsche und vereinzelte Butties versüßen einen die Angelstunden. Übrigens wurde der größte Pollack der Tour von unserm Youngster Bachelmann eben dort gestellt.

Nur Einer verfiel bei der Ansage Schären niemals in Euphorie:  Anton. Jedes Mal mussten wir schon einen großen Schritt machen, um nicht auf sein langes Gesicht zu treten. Dennoch Devise war: erst einmal die Styrophorkisten mit leckeren Filets zu füllen und wenn der Wind es zulässt vor die Küste zu fahren. So sahen es auch Micha-Bromsenkönig, Sei und Hartmut1, aber auch Käpt’n Brassenjäger – immer für ein Späßchen gut -  und seine beiden Youngster Bachelmann und Hopsing, die hier oben wichtige Erfahrungen sammeln konnten.


Offshore oder die Möglichkeit mitten im Fisch zu stehen

Endlich am dritten Tag  war es soweit. Das Wasser war so glatt wie die Plastikfolienozeane, die es früher bei der Augsburger Puppenkiste gab. Also ab ins Boot und die Schifffahrtswege entlang raus aufs Meer. Nach 1 1/2 h  erreichten wir die ersehnten Plateaus und ließen gespannt unsere Köder  hinab. Und es dauerte nicht lange da ging der Tanz los. Offenbar waren wir im Eldorado der Großdorsche, für das Vega bekannt ist.  Ein Dickdorsch von weit über einem Meter eröffnete den Reigen und wurde von Anton per Kiemengriff an Bord gehievt.

 

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Anton's Dickdorsch


Auch Tina ließ sich nicht lange bitten und servierte einem 112cm/14kg Dorsch ihren weißen 264g Stormi.  Selbst mir gelang es endlich die Metermarke zu knacken und das nicht nur einmal.

Noch mehr Spaß hatten wir Tage später als wir dem König des Nordens nachstellen wollten. Ich dachte anfangs, dass wir ihm bereits auf der Spur waren, als Tinas Shimano plötzlich anfing zu singen. Der Unbekannte im Mittelwasser nahm  backing und wollte sich verabschieden, doch er hatte die Rechnung ohne die Powerfrau gemacht. Allmählig bekam sie ihn unter allem Einsatz ihrer Kräfte in den Griff. Das Kuriose dabei, sie hatte es sich bequem gemacht, lag im Boot und ihre Charisma war sozusagen “auf den Kopf gestellt”. Ihr  Kurbeln – um es mal bildlich zu schildern – sah eher aus, als betätige sie ihre Rolle verkehrt herum. Wir Mannsbilder hielten uns die Bäuche als ein 120cm langer und 11,2kg schwerer Großköhler an der Wasseroberfläche erschien.   

 

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Tina's Grossköhler


Auch ich kam in Schwitzen – nur gut, dass ich vorher in der Muckibude war – als meine Valhall plötzlich zum Mittelpunkt der Erde zeigte. Diesen Zug auf der Schnur hatte ich noch nie verspürt, wusste aber, dass es ein dicker Bartelträger war. Ich musste schon Trumpf bedienen, um den schwersten Fisch der Tour (18,2kg) auf die Planken zu legen. Mann, in dem Moment spürst du doch dein fast biblisches Alter.

 

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Mega Dorsch


Egal, wenn Thor uns gesonnen ist und wir außerhalb der Schären unserem Hobby nachgehen können, dann erwarten uns dort Sternstunden. Irgendwo habe ich doch mal einen Werbeslogan der Nordmänner gelesen: „Anderswo macht der Fisch Urlaub, hier ist er zu Hause“. Das trifft wohl den Nagel auf dem Kopf. Aber auch wir agierten nach einem Motto während der Tour: “Good fishing, good fun and a little booze in the evening – this is a perfect day”.


Die Sache mit dem geklauten Heilbutt

Auch in Vega kann man Butties fangen. Das bewiesen Thorsten (Xonnel), der gleich zweimal zuschlug und mit 14,6kg den Schwersten landete. Aber auch Frank (Frank59), Tina, Ulli (Brassenjäger) und Stefan (Sei) waren erfolgreich.    

Doch der Butt von Stefan, den er am Bootssteg mit der Fischkiste kurz ablegt hatte, war plötzlich verschwunden. Stefan schaute nicht schlecht, als er zehn Minuten später vom Rorbuer zurück kam. Erster Gedanke: seine Crew wollte ihm einen Streich spielen und hatte den Flachmann heimlich versteckt. Fehlanzeige! Stefan, der wie ein aufgescheuchtes Huhn rauchend durch Camp lief, befragte jeden. Wyatt Earp, der legendäre  Revolverheld und Gesetzeshüter, hätte in dieser “brenzlichen Situation” noch einiges von Stefan lernen können. Aber alle “Androhungen” und Anstrengungen waren vergebens. Der Butt blieb einfach verschwunden.  

Des Nachts bekamen wir Besuch von Christoph, der noch ein Bier mit uns trinken wollte. Wir blickten gerade zum Steg und staunten nicht schlecht, als sich eine kriechende Gestalt an den zugedeckten Fischabfällen zu schaffen machte. Beim genaueren Inspizieren kamen wir dem ungebetenen Gast auf die Schliche: ein Otter! Dieser Halunke treibt hier sein Unwesen und hatte mit Sicherheit auch den Butt auf seinem Konto. Doch Wyatt Earp ließ den Revolver im Halfter und Gnade vor Recht ergehen. Er war froh, dass seine Butt-Geschichte nun doch eine Aufklärung erfahren hatte.


Stimmung und Teamgeist

“Gute Laune kann man fast zu allem tragen”, sagt ein Sprichwort.  Ob im Floater oder T-Shirt  Micha-Bromsenkönig und seine 16 Naffen versprühten stets Frohsinn und Hilfsbereitschaft. Wenn jemand mal etwas benötigte, half man sich gegenseitig. Kein Wunder, trugen doch Wetter, Teamgeist und super Fänge dazu bei die Stimmung hoch zu halten. Mensch, was haben wir bei Bier und Steaks gelacht.

Traditionell fand auch diesmal ein Angelwettbewerb statt. Der schwerste Fisch wurde in den Kategorien Heilbutt (Priorität 1) – Dorsch (2) – Köhler (3) – Pollack (4) und Rotbarsch (5) gesucht. Dankenswerter Weise stellten einige Sponsoren des Norwegischen Angelforums die Preise. Nicht überraschend ging der 1. Preis an Halibut hunter Xonnel mit seinem zweiten Butt von 14,6kg. Zweiter wurde der Autor mit seinem Dorsch von 18,2kg. Tina – stets in solchen Wettkämpfen auf dem Potest zu finden – konnte sich mit ihrem Köhler von 11,2kg über den dritten Platz freuen. Das Daumendrücken für Bachelmanns früh gefangenen Pollack von 5,8kg hatte geholfen, und die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und die, die diesmal nicht ganz vorn waren, sind vielleicht beim nächsten Mal die Glücklichen.  

 

 

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Vega - spiegelglatte Nordsee



Abspann

Vega – ein Angelrevier der Superlative. Allein ein Blick auf die Seekarte lässt den Kenner mit der Zunge schnalzen. Hotspots en masse! Dazu die Schären, wo man sich bei stürmischem Wetter verdrücken kann und immer auf Pollack, Köhler, Dorsch und Plattfisch in akzeptablen Größen treffen wird. Oder die offene See mit der Aussicht auf einen echten Kracher. Wer da glauben sollte mit Chips und Bierchen in ganz entspannter Haltung über den Angeltag zu kommen, der irrt. Aber wer richtig rocken möchte, der ist in dieser wunderschönen Inselwelt genau richtig.



Abenteuer Nordkap oder das Kap der Kapitalen

(erstellt Sep. 2012)

Fragt man Nordkap-Angler nach ihrem Zielfisch, so kommt nicht selten nach einem blitzenden Leuchten in ihren Augen die eine Antwort: Heilbutt. Dabei unterstreicht ein erwartungsvolles Lächeln die Sehnsucht und die Hoffnung dem Mythos Kveite ganz nah zu kommen. Für viele “Fishermans” ist der Drill des Gladiators der Nordmeere die Königsdisziplin ihres Sportes und zugleich ein Magnet, der sie immer wieder zu den nördlichsten Gefilden Norwegens zieht.

Für uns ging der Wunsch nach Rolvsøya, eine Insel in der Nähe des Nordkaps, zu reisen Anfang August 2012 in Erfüllung. Ein Team unterschiedlichster Leute, aber mit einer Gemeinsamkeit: Member des Norwegischen Angelforums zu sein – traf sich dort oben. Fast ein Jahr Vorbereitung mit e-Mail-Austausch und Telefonaten schuf die optimale Voraussetzung 10 Tage Gäste im Camp von Daniela Hintze und Kai Deutschland sein zu dürfen.

Erst Anfang Juli von den Gezeiten aus dem Hardangerfjord gespült, wurde ich bereits einen Monat später mit der Flut in den Tufjord gedrückt. Für mich war es die erste Begegnung mit der unwirtlichen Natur hier im äußersten Norden. Nicht dass ich enttäuscht gewesen wäre, nein, aber die zum Teil wild-karge Mischung aus Taiga und alpiner Felslandschaft ist auf den ersten Blick doch etwas gewöhnungsbedürftig, auf den zweiten aber wirklich eine karge Schönheit.

   

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Rolvsøya - Trollsund um Mitternacht

 

So trafen 14 noch etwas müde wirkende Angel-Enthusiasten am Montag, 6. August am Tufjord ein.   Für den großen Teil der Gruppe war die Anreise zwar problematisch, denn ein Vogelschwarm sorgte für reichlich Verspätung, aber das sonnige windstille Wetter hier oben entspannte dann doch die Gemüter. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Daniela  und ihrem Lebenspartner Kai bezogen wir die toll ausgestatteten Rorbuer und waren augenblicklich  von der davor ankernden Flotte des “Rolvsøy-Tourist” und der Ruhe abseits der großen Anglercamps begeistert.

Mit drei Kabinenbooten der Avorklasse (215/230) und einem Kaasbol wollten wir die nächsten Tage in See stechen. Schon jetzt kribbelte es in den Fingern und die Vorfreude darauf war einfach riesengroß.

Die Bootsbesatzungen waren von den beiden “Leadern” Micha und Silvio – die dankenswerterweise auch den Gepäcktransport übernahmen – bereits Anfang des Jahres festgeklopft worden. Unsere  gemischte Quadriga (siehe Kurzporträts) wollte im Avor “Pascha” den Schuppentieren entgegen steuern: 

  • Anton:  der ruhende Pol im Team, angenehm, kontaktfreudig, Kumpeltyp. Wunsch?  Sicher! Butt über  1 m und Dorsch jenseits 1,25 m

  • Roland: erfahrener      Fjordnorwegenangler, aber Greenhorn hier oben, Autor des Reiseberichtes. Hoffnungen? Natürlich. Knacken der Metermarke für Butt & Dorsch
  • Kai: sehr geselliges Kerlchen, nett, hilfsbereit, Norwegenkenner. Allüren? Keine Frage. Hardcoreangler, der pfeilschnell zu seinen Lieblingen will. Aussichten? Butts in XXL
  • Tina: erfahrene 71° North-Powerfrau, intelligent und sehr sympathisch. Allüren? Na klar! Bittet immer noch um eine allerletzte Drift. Wunsch: ständige Aktion an der Rute

 Die Bootseinweisung war schnell erledigt und das langersehnte “go” konnte endlich kommen. Für das “warm up” konnten wir einige Dorsche, Schellfische und sogar den ersten maßigen Butt gewinnen.

 

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Unser Bootsteam


Doch es war absehbar, dass uns die Nachwehen der Reise irgendwann einholen würden und so beschlossen wir, den ersten Tag relativ früh ausklingen zu lassen. Müde, aber erwartungsvoll legte sich ein jeder in seine Federn und in allen Kojen lief der gleiche Traum: Mein Heilbutt-Drill …

Allein die Möglichkeit, dass ein Traum wahr werden könnte, riss uns am anderen Morgen früh aus dem Schlaf. Also ab zu den Avors und in Richtung Trollsund davon gebrettert.

Gott sei Dank war mit Tina eine Protagonistin in unserem Boot, die sich hier oben bereits Meriten erwerben konnte. Mit stattlichen 64 kg/1,68 m steht der Name Kveite ganz oben auf ihrer “personal best”. Chapeau! Wenn ich da meine Liste bezüglich der Butts ansehe, so überkommt mich schlagartig ein eiskalter Schauer und der Unterschied David zu Goliath wäre wohl noch geschmeichelt. Sei’s drum. Wir sind hier im Traumrevier der großen Platten und nicht an der Klagemauer in Jerusalem. Auf geht’s! Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden.

Wir fuhren links in Richtung Süden raus und erlebten dort wahre Sternstunden. Auf einer Strecke von ca. 1200 m standen die Dorsche wie die Terrakotta-Soldaten in China. Nach Ablassen der Gummifische und Pilker knallte es bei allen gleichzeitig und im Dreivierteltakt. Dubletten und große Einzelfische wurden reihenweise über die Planke gezogen und wir kamen uns vor wie im Cannabis-Rausch. Die Party machte so richtig Spaß, aber nach einer halben Stunde entschieden wir uns, die Dorsche nicht mehr ihrem nassen Element zu entnehmen. Kai, der Käpt’n vom Avor-Team „Pascha“, schlug vor mal die platten Freunde zu besuchen.

Und ich sage euch Männer, es gibt Frauen, vor denen können wir nur den Hut ziehen. Tina legte nach ihrem gestrigen Einstiegsbutt noch einen drauf und servierte einem 17,5 kg-Butt ihren weißen 270 g Stormi.

 

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Tinas Heilbutt

  

Der konnte dieser Offerte nicht widerstehen und landete nach einem beherzten Drill im Boot. Die Freude war riesig. Wir Mannsbilder klatschten Tina ab und zollten ihr unseren Respekt. „Einfach phänomenal, Tina! Es ist toll, dass du in unserem Team bist. Wenn das so weiter geht und diese Tendenz anhält, was soll das noch werden?“, war der Tenor der drei gestandenen Mannsbilder.

Es gibt Tage, da weißt du nicht warum nichts geht und es gibt Tage, da weißt du nicht warum es beißt. Jenen Tag durfte Anton erleben. Zuerst beim eher langweiligen Rothäute-Angeln hatte er gleich eine Triplette der stachligen, aber delikaten Rotbarsche und später eine weitere der kampfstarken Heilbutts. Komischerweise schienen diese in den silbernen 100 g Pilker mit rotem Makk vernarrt zu sein. Der Lauf aber war noch nicht zu Ende, denn feiste Dorsche und Schellfische wollten unbedingt seine Bekanntschaft schließen. Zwar war es für ihn ein ausgesprochen anstrengender Tag, aber der Glückspilz ging diese Nacht nicht allein ins Bett – eine Frau namens “Mobilat” wollte wohl unbedingt mit ihm kuscheln… ;o)

Aber auch auf den anderen Booten wurde erfolgreich gefischt. So reizte eine 30 cm bestückte Köhler-Runningboom-Montage, die einfach nur auf dem Sandboden als tote Hose schliff, einen 52 kg / 152 cm Butt zum Anbiss, während  der altbewährte Bergmannpilker einer 34 kg / 137 cm zum Verhängnis wurde. Eine andere Kveite in der gleichen Kategorie ging kurz unterm Boot verloren. Viele untermaßige Platten bekamen Gelegenheit erwachsen zu werden.

Am 71. Breitengrad  ticken die Uhren eben anders. Riesiges Potential ist hier verfügbar und es scheint offenbar schnuppe zu sein, ob das Wasser auf- oder abläuft. Hauptsache es fließt – “Panta rhei”. 

Das Wetter drehte am Wochenende und kräftiger West-Wind fegte uns plötzlich um die Ohren.  An eine Ausfahrt war nicht zu denken. “What do we want to do?” Ruhen oder Fernsehen? Und das bei dem Adrenalinspiegel? Unmöglich! Wir kamen uns vor wie englische Vollblüter in ihren engen Startboxen kurz bevor das Rennen abgeht. Alle wollten doch nur eins: raus. Die Lösung präsentierte schließlich Kai, der uns zum Plattfischangeln fuhr. Mit leichtem Geschirr rückten wir ihnen auf den nassen Leib. Spaß statt Frust war nun die Devise. Nicht Klieschen oder Schollen interessierten sich für unsere Montagen, nein, drei Butts sorgten für reichlich Adrenalin. Leider verhinderten Seile deren Landung. Aber was wären Angler ohne Alternative? Im dichten Moos versteckten sich leckere Rotkappen, die uns das Abendmahl bereicherten.

Endlich an den letzten beiden Angeltagen zeigte sich Thor  wieder von seiner netten Seite, sodass wir  doch noch die Großdorschstelle ansteuern konnten. Kleinköhler griffen sich beim Ablassen “unaufgefordert” die mit großen Drillingen bestückten Bergmannspilker und  wurden “ungewollt” die Beute der Großdorsche als Überbeißer.

Dass es auch mit normalem Pilken geht, bewies Hermi, als er einen 16 kg  / 127 cm Skrei  die Welt über der Barentsee zeigen konnte. Aber auch Kai war überaus erfolgreich und drillte sage und schreibe 9 kapitale Dorsche, die wenn möglich releast wurden.   

 

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Rolands Dorsch

 

Doch die Krönung des Ganzen geschah am letzten Angeltag. Man glaubt es kaum, aber in einem kleinen unscheinbaren Fjord schienen unsere platten Freunde  förmlich gestapelt zu liegen. Man staune, ganze 14 Butts fielen auf die verführerischen Aktionen von  Bergmannpilker und Stormie herein und wir konnten unsere Bestmarke auf 28 Kveite katapultieren, wobei davon 12 maßig waren. Fast alle konnten in ihrer Heimat bleiben und für Nachwuchs sorgen.

An dieser Stelle muss ich unbedingt etwas loswerden. Durch ein Missgeschick musste ich mich kurz vor der Reise einer kleinen Daumennagel-Op unterziehen und war somit etwas gehandicapt. Dank meiner drei Mitstreiter kam ich dennoch prima über die Runden, denn Tina, Anton und Kai können das Wort Hilfsbereitschaft nicht nur schreiben, nein, sie können es auch noch buchstabieren. Bedanken möchten wir uns bei Hermi und Micha als die Top- Organisatoren dieser Tour,  Daniela und Kai, bei denen man sich einfach nur wohlfühlen kann und Norbert, der als exzellenter Kenner der Nord-Norge-Szene  viele Tipps für mich parat hatte. Apropos Tipps. In die große Runde gefragt, welcher Köder denn nun der Bringer hier oben gewesen wäre, bekam ich die unterschiedlichsten Antworten. Klar, da haben viele Faktoren Einfluss auf das Ergebnis, aber tendenziell schälten sich Bergmannpilker mit große kräftigen Drillingen, Naturködermontage als Runningboom und leichte Gummifische (Ronz, Sandeels, Stormis etc.) heraus. Aber jeder Köder kann eben nur seinen ganzen Reiz entfalten, wenn er auch  richtig geführt wird. Als Combo sind Ruten der 20 bis 30 lbs-Klasse und Rollen mit entsprechender Tragkraft gepaart mit multifiler farbiger Schnur völlig ausreichend.


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Antons Butt

 

Die sehr erfolgreiche Naffen-Membertour fand ihren krönenden Abschluss in Havoysund bei Matthias Brockhaus.  Erfolge müssen gebührend  gefeiert werden und so genossen wir delikate Kamtschatka-Krabben, auch wenn eine gewisse Wehmut dabei nicht zu verbergen war.

Das Erlebnis Kveite mit all seinen prickelnden Höhepunkten genießen und vor allem diese Performance im Drill mit den rasanten Fluchten erleben zu dürfen, ist für uns Angler der Olymp. Wer Nervenkitzel pur mag und Adrenalinschübe liebt, der trifft hier oben genau ins Schwarze. In diesem Sinne: „Ser deg snart Nordkapp!“ oder zu gut Deutsch „Bis bald Nordkap!“

 

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Kai's Kabeljau



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