Meine Berichte über Reisen weltweit
- Etosha Nationalpark / Namibia - ein Paradies für Tierliebhaber
- Dubai - City der Superlative aber auch der Gegensätze
- Südafrika individuell Teil 1 und Teil 2
- Sydney - eine der schönsten Millionenstädte der Welt
- Neuseeland - Paradies am anderen Ende der Welt oder das katastrophale Ende einer Traumreise
- Wohnmobil-Rundreise von Vancouver über die Rocky Mountains nach Vancouver Island Teil 1 und Teil 2
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Etosha Nationalpark / Namibia - ein Paradies für Tierliebhaber
(erstellt Jan. 2019)
"Namibia? Safari auf eigene Faust? Ohne Reisegruppe? Wilde Tiere, giftige Schlangen, Malaria - sagt mal, seid ihr lebensmüde?", so der Tenor von Verwandten und Freunden als wir über unsere Urlaubspläne erzählten. Klar, diese Worte blieben nicht ohne Wirkung. Aber manchmal können Warnungen auch Motivation sein. Der Wunsch mal unbekanntes Terrain allein zu betreten war einfach stärker. Also los ging's mit Lesen von Reiseberichten und Durchstöbern einiger Internetforen. Nach Wochen der Recherche stand die Tour dann irgendwann fest: 8 Tage Namibia mit dem Highlight "Etosha National Park". Danach Weiterflug nach Kapstadt.
Nach 10 stündigem Nachtflug kamen wir in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, einigermaßen munter an. Zum Glück war der Flieger nicht voll und einige Mittelreihen leer, so dass wir dort eine Mütze Schlaf nehmen konnten. Nach der Landung und der nervigen Einwanderungsbehörde stand der SUV, den wir über Hertz gebucht hatten, vollgetankt am Start. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Nun war Konzentration gefragt, denn der fast neue Toyota musste auf der ungewohnten linken Straßenseite seine Kilometer schrubben. Im Flieger hatte ich schon mal "Probefahren" geübt. Nach 250km Teerstraße erreichten wir am späten Nachmittag das 'Bush Pillow'. Ein Poolbad erfrischte uns dort und das Wildessen im 'Casa Forno' war ein erster Kontakt namibianischer Kochkunst. Erschöpft, aber glücklich fielen wir wie nasse Säcke in die Federn. Morgens in Otjiwarango machten wir beim Superspar halt, luden Getränke, Lebensmittel und Süßigkeiten ins Auto. Gut so, denn im Park sind die Einkaufsmöglichkeiten doch sehr übersichtlich.
Nach weiteren 165km erreichten wir das Andersen Gate, den südlichen Eingang des Etosha Parks. Gespannt waren wir auf unser 'Waterhole Chalet' in Okaukuejo, das wir vor Jahresfrist gebucht hatten. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Ganze 70 Schritte bis zum Wasserloch und wirklich toll eingerichtet - war aber auch nicht für 'nen Appel und 'n Ei zu haben. Auto entladen und ab zum Wasserloch. Dort war schon Tumult, denn eine Herde Elefanten mit ihren Nachwuchs war gerade angekommen und sorgte für die ersten interessanten Shoots. Kaum zu glauben, der erste Gang zum Wasser und schon volles Haus... Was sollte das noch werden. Klar am Ende der Trockenzeit (Oktober) sind die Tiere abhängig von den noch nicht ausgetrockneten oder künstlich bewässerten Wasserlöchern. Die Chancen, die breite Palette vor die Linse zu bekommen, sind groß. Nach dem Dinner - die Waage neigte sich eher zur Preis- anstatt zur Leistungsseite - nahmen wir am Wasserloch Platz. Hier ging es sehr dezent zu. Alle Anwesenden verhielten sich still und beobachteten mit leuchtend großen Augen am beleuchteten Nass Zebras, Springböcke, Giraffen, Oryx und andere Antilopen.
Jeden Abend war hier großes Kino. Elefanten, eigentlich für ihren gemütlichen Gang bekannt, kommen kurz vor dem Wasserloch auf eine Geschwindigkeit, die Olympiasieger Usian Bolt erblassen lassen würde. Die späte Stunde ist oft die Zeit der Rhinos. Die vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner können im Etosha auf eine gesunde Population verweisen. Sie sorgen manches Mal für Stimmung mit ihrem Schnaufen beim Partnerbuhlen. Besonders "Heinz, der Schöne", mit seinen zwei imposanten Hörnern versuchte oft bei den Kühen zu landen.
Ruhig wird es am waterhole, wenn Löwen zum Saufen kommen. Viele Tiere suchen dann das Weite. Am letzten Abend - drei Löwinnen und ein Pascha hatten sich niedergelassen - dauerte es gut eine Stunde ehe vier durstige Giraffen auf der gegenüberliegenden Seite ihre Zungen in das Nass steckten. Giraffen sind sehr vorsichtig und ängstlich. Das hat einen guten Grund. Um Saufen zu können, müssen sie ihre Vordergliedmaßen weit auseinander strecken. Das ist für die bis zu 6m großen Tiere nicht ungefährlich, denn es braucht schon eine gewisse Zeit wieder aufrecht stehen zu können. Das wissen die Raubtiere. Und aus der zu diesem Zeitpunkt friedlich ruhigen Atmosphäre wurde plötzlich eine gefährliche. Denn die drei Löwinnen griffen wie aus dem Nichts die Giraffen an und teilten die Gruppe. Eine einzelne Giraffe galoppierte mit Volldampf aus dem Lichtkegel und die drei Löwinnen hinterher. Wir hörten noch etwa fünf Minuten Getrappel, dann war plötzlich Totenstille. Weitere Minuten später brüllten die Löwen ewig in die Nacht hinein...
Den großen Tierherden, die abends zu den Wasserlöchern kommen, begegneten wir tagsüber auf unseren selbstorganisierten Safaritouren. Es ist schon imposant und auch ein wenig kribbelig, wenn du plötzlich mehreren mit den riesigen Ohren wedelnden Elefanten gegenüber stehst. Die richtige Distanz ist hier das Zauberwort und friedlich marschierten die Dickhäuter in Reih' und Glied an uns vorbei. Als wir Richtung der Etosha Pfanne fuhren, trafen wir auf große Gnu-, Oryx-, Zebra-, Kudu-, Springbock- und Elandherden. Die Pfanne, vom Flieger aus als großer weißer Fleck zu sehen, ist ursprünglich ein See gewesen. Der Untergrund besteht aus Salz und Kalk. In regenreichen Jahren füllt sich die fast 5 km² große Pfanne etwas und zieht tausende von Vögeln an. In der Trockenzeit dient sie den Tieren zum Salzlecken.
Die zweite Station im Park war für uns das Halali. In der 'Honeymoon Suite' blieben wir für eine Nacht. Uns gefiel das Okaukuejo insgesamt besser. Das Wasserloch hier aber ist kleiner und näher an den Sitzmöglichkeiten. Man sitzt auf Steinen oder einzelnen Bänken und kann durch die Nähe und die gute Beleuchtung sehr gut fotografieren. Die Temperaturen näherten sich der 40° Marke und trotz der trockenen Luft lief der Schweiß. Dafür wurden wir mit dem Besuch von Zebras, Giraffen, Antilopen, Hyänen, Schakalen, einer Elefantenherde und Rhinos belohnt. Was wir bislang noch nicht zu Gesicht bekamen, waren Leoparden und Cheetahs (Geparden).
Auf dem Weg zum 'Namutoni Camp' sahen wir unter einem Baum einen riesigen alten grauen Elefanten. Offenbar ein Einzelkämpfer. Bislang der größte Dickhäuter, den wir erblickten. Dies berichteten wir einem Guide, der dann in Richtung des alten Bullen davon fuhr. Aber zuvor gab er uns einen Tipp, wo Cheetahs möglicherweise zu beobachten wären. Leider erfolglos fuhren wir diese Spots ab. Im 'Namutoni Camp' mussten wir schon große Schritte machen, um nicht auf unsere langen Gesichter zu treten. Ich glaube, Oscar Wilde sagte einmal: "Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende". Also drehten wir noch eine Autorunde um das Camp, um anschließend zum Ausgang des Parks, dem 'Von Lindequist Gate' zu fahren. Man glaubt es nicht, bereits nach 2 km hatten wir das "Ende" erreicht, denn unweit des Schotterweges erkannten wir unter einem Baum Cheetahs. Eine Mutter mit ihren drei Jungen, die nah aneinander lagen. Wir fuhren langsam heran. Doch die Katzen nahmen keine Notiz von uns. Umso besser. Wir hatten also ausreichend Zeit um die schnellsten Säugetiere auf dem Land (bis 120km/h) richtig in Szene setzen zu können.
Etwa 20 km vom Gate entfernt liegt die 'Emanya Lodge', eine stylisch elegante Luxusanlage in weiß. Verwöhnen pur ist dort das Motto. Nach den doch sehr anstrengten letzten Tagen eine Idylle zum Relaxen. Wir wären gern noch eine Nacht länger geblieben, aber der Flug von Windhoek nach Kapstadt war fix. So ging es über Warterberg 'Valley Lodge' zurück nach Windhoek 'Montebello Guesthouse'. Im 'Joe's Beerhouse' genossen wir das letzte Dinner in Namibia.
Das doch anfänglich bestandene Fracksausen auf eigene Faust den Etosha NP zu machen, verflog schnell. Wenn man gewisse Safari-Regeln beherzigt ist es ungefährlich. Malaria ist in der Trockenzeit kein Problem. Wir haben im Park nicht eine Mücke gesehen, hatten aber einige Sprays dabei. Die Lodges waren sauber und für die Wildnis top eingerichtet. Wir schauten jedes Mal vor dem Einzug unter die Betten. Denn im ersten Park erzählte uns eine junge Frau und zeigte dabei auf ihren Fuß, dass sie eine Schlange im Zimmer gebissen hätte. Gott sei Dank war es keine Giftschlange. Der über 22.000km² große Etosha - Öffnungszeiten: Sonnenaufgang- bis Sonnenuntergang - hat uns gewaltig beeindruckt. Hautnah ist die Beobachtung der afrikanischen Tierwelt dort möglich. Wenn du langsam die vielen verschiedenen Wege fährst und ein gutes Auge hast, dann wirst du mit Tieren in freier Wildbahn belohnt. Und abends am Wasserloch bei einem Glas Rotwein die vielen Tiere und deren Aktionen zu beobachten - das hinterlässt Bilder, die du nie vergessen wirst...
Ein lieber Dank für die vielen guten Tipps geht an Kapseerose vom 'Namibia-Forum'.
Hinweis: Bilder sind als Diashow anzeigbar. Sie werden größer, wenn man auf sie klickt !
Video zum Reisebericht hier
Zuerst bitte in youtube Einstellrad (unten rechts) auf 1080P stellen!
Dubai - City der Superlative aber auch der Gegensätze
(erstellt Jan. 2018)
Nach Jahren kehren wir zurück in die Stadt der Superlative und Gegensätze am Persischen Golf. Wir tauchen ein in ein Eldorado von faszinierender Skyline, fast aufdringlich wirkender Exklusivität und finden nichts, was es nicht gibt.
Schon der Anflug auf Dubai war außergewöhnlich. Links und rechts unseres Jumbo-Jets schossen Gewitterblitze auf das Wüstenemirat. So als wollte Allah sagen: Treibt es nicht zu bunt da unten!
Drei Tage hatten wir veranschlagt, was durchaus einen straffen Zeitplan zur Folge hat. Vom Hotel aus geht es mit der hypermodernen "kopflosen" Metro in die City. Alles vollautomatisch, steril clean und ohne Fahrzeugführer. Hier läuft einfach alles geordnet, klar auch computergesteuert. Nichts, was einem nicht erklärt wird. Und dann entlang der Skyscrapers sanft dahin zu gleiten, ist schon ein besonderes Erlebnis. Wir postieren uns an der Zugspitze und saugen die ungewohnten Eindrücke förmlich ein. Es hat sich wirklich sehr viel verändert, die City scheint in ständiger Bewegung zu sein. Immer noch entstehen neue futuristische Gebäude, aber alles - so ist unser Eindruck - fügt sich harmonisch aneinander.
Und dann sind wir da am höchsten Turm der Welt, dem Burj Khalifa. Unsere Augen werden bei jedem Schritt größer als wir auf den 828 Meter Giganten zugehen. Chapeau. Eher schlank und grazil wirkt das Wahrzeichen der Stadt. Kein Ungetüm wie man meinen mag. Und ihm zu Füßen der See mit den tanzenden Wasserspielen, das größte choreographierte Fontänensystem der Welt. 150m schießt das Wasser dort in die Höhe begleitet von passender Musik.
Und gleich wenige Schritte weiter auf der eleganten Flanierpromenade steht die Dubai Mall. Alles was Rang und Namen hat ist dort vertreten. Die Preise sind wahrlich kein Schnäppchen. Oben im 2. Stock findet man das Restaurant "TGI Friday" mit seiner Terrasse. Aus unserer Sicht einer der besten Plätze für das Spektakel der Wasserspiele nach Sonnenuntergang. Alle 30 Minuten zünden die Fontänen und man erlebt ein faszinierendes Highlight. Da das Essen dort lecker und die Cocktails gut gemixt sind, empfehlen wir sich rechtzeitig um einen Platz zu kümmern. Der Preis, wird jetzt vielleicht der eine oder andere fragen? Hält sich in Grenzen, die Geldbörse wird dabei nicht zu arg strapaziert.
Alljährlich Ende März trifft sich die Turfwelt im sonnigen Wüstenemirat am Persischen Golf. In „Allahs neuer Welt“ findet dann der höchst dotierte Galopprenntag der Welt, der "Dubai World Cup Day", statt. Er bildet das Abschluss-Highlight des internationalen Meetings „Racing Carnival“ und ist mit über 25 Millionen Dollar standesgemäß dotiert.
Nach zwölf Jahren gibt es ein Wiedersehen, aber diesmal nicht in Nad Al Sheba sondern in Meydan auf der größten und wohl teuersten Galopprennbahn weltweit. Mit dem architektonisch gelungenen Grandstand und dem Ambiente hat sich Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Herrscher von Dubai, wahrlich ein gigantisches Denkmal errichtet. Da passt der Sieg von Arrogate, trainiert von Bob Baffert in den USA, im Worldcup wie die Faust aufs Auge und schließt den Reigen der Superlative. Die Begeisterung kennt keine Grenzen, so frenetisch ist der Jubel der Zuschauer für das derzeit beste Rennpferd der Welt. Und wer seinen Sieg-Tipp - in Dubai sind Wetten verboten - in die große Lostrommel geworfen hat, kann auf entsprechend wertvolle Preise hoffen.
Aber auch das Drum und Dran genügt jedem Anspruch. Neben vielen Amüsements winken den Frauen, die ihr extravagantes Outfit ausdrucksvoll zur Darbietung bringen können, luxuriöse Präsente.
Fazit
Als wir 2005 das erste Mal unsere Füße in den Sand des einstigen Beduinen-Wüstenfleck am Persischen Golf setzen durften, waren es einzelne Brillanten, die der Sheikh mit Hilfe des Schwarzen Goldes fertigen ließ. Mittlerweile ist daraus ein Geschmeide geworden. Seine Vision eine der modernsten und luxuriösesten Metropolen der Welt heranwachsen zu lassen, gewissermaßen eine Oase für Global Player zu schaffen, hat sich offenbar erfüllt.
Die krassen Gegensätze im Wüstenstaat sind geblieben. Zwar glänzen die Bauwerke nach außen, aber wie viel Glanz steckt dahinter? Umweltsünden, miserable Arbeitsbedingen der meist asiatischen Minimal-Löhner, Unterbringung der Migranten in engen Containern sind dabei nur einige Beispiele auf dem der Luxus basiert...
Südafrika individuell Teil 1 - Kapstadt und Kaphalbinsel
(erstellt Jan. 2017)
Es ist schon ein krasser Wechsel vom herbstlichen Deutschland in das frühlingshafte Südafrika zu fliegen. Dort fallen bereits die gelben Blätter von den Bäumen, hier sind das frische Grün und die bunten Blumen gerade erst ein paar Wochen alt. Wir haben eine individuelle Rundreise mit einem Leihwagen geplant. Beginnend mit Kapstadt und der Kaphalbinsel über Hermanus, Knysna, Swellendam und De Kelders endet der Trip wieder in Mother City. Wir hoffen natürlich auf ein Stelldichein mit Walen, Löwen, Elefanten, Pinguinen und last but not least netten Menschen in grandioser Natur zu begegnen. Und in einem sind wir uns sicher: verhungern werden wir gewiss nicht, denn der Ruf der exzellenten südafrikanischen Küche ist längst nach Europa gedrungen.
Kapstadt beeindruckt besonders mit der Tatsache das Meer, Berge und die Stadt so dicht beieinander liegen. Ein Blick vom Tafelberg verdeutlicht dies. Wir schlagen unsere Zelte im „B & B Himmelblau“ auf und sind gleich vom Ambiente des im viktorianischen Stil erbauten kleinen Hauses angetan. Hier fügen sich Kunst, Moderne und Geschmack zu einem Ganzen zusammen.
Claus, der Künstler, und Katrin, die informative Unterhalterin, sind sehr aufgeschlossen und ausgesprochen nett. Ob Ausflugsziele, Sicherheit oder Restaurants – sie haben immer einen passenden Tipp parat. Es gibt drei Gästezimmer, die sehr geschmackvoll eingerichtet sind. Das Bad ist modern und von hoher Qualität. Wie der blaue Himmel Afrikas so findet man diese Farbe in allen Räumen immer wieder. Und was das Frühstück betrifft: absolutes Highlight. Frisches Obst, Säfte, selbstgemachte Marmeladen, deutsche Wurst und Brötchen. Auch das „Trockenfutter“ einfach klasse, meint meine Frau. Ich komm‘ da nicht so ins Schwärmen, liebe eher Hausmannskost.
Und da sind wir gleich beim Thema. Wer wirklich gutes Fleisch in Cape Town essen möchte, der kommt um das „Carne“ nicht herum. Vorbestellung ist ratsam. Dort zelebriert der Kellner förmlich das gesamte Angebot an Rind, Springbock, Kudu etc. auf einer mit Folie überzogenen Styrophorplatte, Beratung inklusive. Uns sticht das marmorierte Beef ins Auge und genau die Steaks bekommen wir dann auch. Very delicious.
Tafelberg:
„Seilbahn kann jeder“, aber in Anbetracht der idealen Wetterbedingungen – Table Mountain ist bekannt für sein Table Cloth, das Tischtuch aus Wolken – und der schon fortgeschrittenen Stunde nehmen wir dann doch die Gondel aus der Schweiz. Um 360° langsam rotierend fahren wir die sieben Minuten zum Gipfel. Nur gut, dass wir etwas überstreifen können, denn der Wind hier oben ist nicht von schlechten Eltern. Genial dieser Ausblick. Die Stadt liegt uns zu Füßen.
Wir genießen die gute Sicht auf Robben Island, Mandelas Zwangs-zu-Hause. Links daneben der kulissenträchtige Lions Head. Weiter links kommen die Palmen und der weiße Strand von Camps Bay ins Blickfeld, eine Hochburg der Schönen und Reichen. Rechts neben der oberen Seilbahnstation das WM-Stadion.
Ich muss schon die 600 mm meiner Sony rausfahren, um die Waterfront und die City genauer ins Bild zu bekommen. Wir können unser Glück kaum fassen, geraden total ins Schwärmen. Unser erster Besuch auf dem Wahrzeichen Kapstadts und das bei wolkenlosem Himmel. Das vergisst man nie.
V&A Waterfront, Bo-Kaap und Long Street: Flanieren, Konsumieren und Vergnügen – auch in schicken Szenecafés – ist an der Victoria und Alfred Waterfront angesagt. Der alte Teil des Hafens mit seinen Lagerhallen wurde umgekrempelt und es entstanden zahlreiche Restaurants und Shopping- und Vergnügungsmeilen. Blickfang ist der im viktorianisch gotischen Stil erbaute knallrote Turm, einst Sitz des Hafenkapitäns. Der Clock Tower, wegen seiner aus England importierten Uhr so genannt, ist eine Ikone und fast so berühmt wie der Tafelberg.
Weniger im Fokus steht dagegen der Signal Hill, wo man abends am Atlantik die untergehende Sonne bei einem Glas Rotwein beobachten kann. Zu seinen Füßen liegt der Stadtteil Bo-Kaap, der mit seinen vielen bunten Häusern sofort ins Auge fällt. Hier ist Kapstadt noch ursprünglich. Sklaven aus Sri Lanka, Indien, Malaysia schufen diesen Ort im 17. Jahrhundert. Der Islam ist hier an jeder Ecke zu finden. Zahlreiche Moscheen beweisen das. Es ist einfach schön durch die teils engen steilen Straßen zu schlendern.
Bunt geht es auch in der Long Street zu aber im anderen Sinne. Hier wird deutlich, dass Cape Town über kosmopolitischen Lifestyle verfügt, hervorgerufen durch die Mischung holländischer, malaiischer und britischer Kultur. Abends geht auf der 3 km langen Straße die Post ab. Wir wollen ins „Mama Africa“, aber ohne Vorbestellung einfach unmöglich…
Botanical Garden, Kirstenbosch ist ein weiteres Highlight in Kapstadt. Wir sind mit dem Doppeldeckerbus unterwegs und nutzen die Hope on Hope off Gelegenheit für einen zweistündigen Besuch. Viel zu kurz für einen der schönsten Gärten der Welt wie sich bald herausstellt. Schon die Lage am Osthang des Tafelbergs beeindruckt uns. Wir konzentrieren uns auf die Königs-Protea, Südafrikas Wappenblume, und auf die Nadelkissen, die hier in einer ungeahnten Vielfalt zu finden sind.
Hout Bay, an einer wunderschönen Bucht gelegen, zieht viele Touristen in ihren Bann. Und mit Duiker Island bietet der Stadtteil eine Attraktion, denn eine riesige Kolonie geselliger Seebären tummelt sich dort. Die Fahrt mit dem Boot dorthin dauert nur einige Minuten. Spaß ist durch die Kolosse natürlich garantiert; nur der Nase muss man schon einige Zeit der Gewöhnung gewähren.
Übrigens gibt es in Hout Bay am Wochenende einen Flohmarkt, der neben Kleidung, Schmuck und Souvenirs auch etwas Leckeres für den Gaumen bereit hält. Umrahmt wird das Ganze durch Livemusik. Party-Stimmung vorprogrammiert.
Die Kaphalbinsel, im Westen vom kalten Atlantik im Osten vom warmen Indischen Ozean umspült, ist ein Muss bei einen Kapstadt-Besuch. Kleine Fischerorte, Fynbos-Vegetation und zauberhafte Sandstrände mit türkisblauen klaren Wasser findet man auf der knapp 40 km langen Cape Peninsula. Wir packen unsere Koffer für zwei Nächte im „Moonglow Guest House“ bei Lesley in Simon’s Town aus. Ein schönes uriges Haus in Hanglage mit Balkon, einer netten Gastgeberin und einem guten Frühstück. Vom Balkon schweift der Blick auf die False Bay. Der kleine Ort ist der Ideale Ausgangspunkt für die Höhepunkte der Kaphalbinsel. Etwa 3 km südlich der Stadt leben Tiere, die das Fliegen längst aufgegeben haben. Vornehm gekleidet zeigen sie ihre Eleganz aber nur im nassen Element. An Land sind die dahin watschelnden Vögel eher etwas tollpatschig und ihr Gang entbehrt nicht einer gewissen Komik. Deshalb lieben wir sie so sehr. Die Brillenpinguine fühlen sich am weißen Sandstrand der Bay zwischen den Boulders offenbar besonders wohl. In unserem YouTube-Video „Südafrika individuell Teil 1″ können sie den Gang der beliebten Vögel genau studieren.
Chapman’s Peak Drive reiht sich in die Gilde der schönsten Küstenstraßen der Welt ein. Was ihn von Kaliforniens Highway No 1 unterscheidet, sind die 114 Kurven auf der nur neun Kilometer langen schmalen Küstenstraße begrenzt von einer zierlichen kleinen Mauer, die eher Alibi-Charakter hat. Man muss schon sehr konzentriert fahren, um nicht 100 m tief in den Atlantik zu stürzen. Zum Glück gibt es viele Parkmöglichkeiten und man sollte jede anfahren, denn das Panorama ist einfach atemberaubend. Die beste Zeit unseres Erachtens ist wegen der Lichtverhältnisse der Nachmittag und wegen des Linksverkehrs die Richtung Hout Bay zu nehmen.
Der südwestlichste Punkt Afrikas ist das Kap der Guten Hoffnung. Wenn man seinen Obolus am Eingang des Table Mountain NP berappt hat, fährt man durch die einzigartige Fynbos-Landschaft vorbei an Antilopen, Straußen und natürlich Baboons. Am Schild der Schilder erinnern wir uns an alte DDR-Zeiten, denn Schlange stehen ist hier oft angesagt, um nicht in der asiatischen Masse unter zu gehen.
Leider ist der Wanderweg vom Cape of Good Hope über den Diaz Beach zum Cape Point gesperrt. Nach 10 Minuten müssen wir umkehren und mit dem Auto zur Cable Car fahren. Ziemlich schnell sind wir in der Kabine und genießen die Fahrt zum alten Leuchtturm. Im Frühjahr ist es hier oben eher übersichtlich, was die Besucheranzahl betrifft und wir haben reichlich Gelegenheiten unsere Kameras zu positionieren. Es ist schon der Hammer diese fantastische Aussicht inhalieren zu können: bizarre Felsformationen, der weiße Sandstrand, das endlose Blau der beiden Ozeane und drüben das Kap der Guten Hoffnung. Immer und immer wieder will der Finger den Auslöser drücken…
Südafrika individuell Teil 2 - Garden Route
Hermanus, oft Welthauptstadt der Wale benannt, ist ein wirklich hübscher Ort mit einigen Attraktionen und wenn man Glück hat sind die Nordkaper, exakt „South Right Whales“, zum Greifen nahe. Beobachten kann man die Giants dann besonders gut vom 12 km langen Cliff Path, ein ausgebauter Wanderweg auf den Klippen direkt an der Walker Bay.
Wir wohnen bei Brian im Cliff Cottage, nur wenige Meter vom Pfad entfernt. Das Cottage ist sehr empfehlenswert, denn die netten Gastgeber sind hilfsbereit, ein gutes Breakfast erwartet die Gäste und die Restaurants in der City erreicht man gut zu Fuß. Empfehlung: Springbock im „La Pentola“ und Cape Salmon (Line Fish – Fisch des Tages) im „Fisherman’s Cottage“. Vorbestellung notwendig.
Whale Watching ist am Hafen möglich. Dort gibt es einige Anbieter. Wir ordern „South Right Whale Watching“ und können eine Walkuh mit ihrem Kalb beobachten. Salzwasserluft macht durstig, deshalb wollen wir anschließend auf ein Bier in eine deutsche Kneipe gehen, die aber heute leider geschlossen ist.
Knysna liegt im Zentrum der Garden Route und ist damit idealer Ausgangspunkt für einige Trips. Nahe der hübschen Stadt im „Stannards Guest House“ lassen wir uns die Schlüssel für ein schönes Zimmer mit Bad für drei Nächte geben. Das Haus ist sehr gepflegt, liegt in einem großen Garten und das Frühstück ist reichlich und gut. Wenn man abends an der Waterfront zum Dinner gehen und sich die Kehle anfeuchten möchte, besteht ein kostenloser Taxibetrieb vom Stannards aus.
Einer der interessantesten Abschnitte der Garden Route ist der legendäre Tsitsikamma NP. Der „wasserreiche Platz“ wie ihn die Ureinwohner nannten, erstreckt sich übern Daumen gepeilt vom Storms River bis zum Nature’s Valley und umfasst einen 5 km breiten Küstenstreifen. Urwald, bis zu 40 m hohe Bäume, üppig die Vegetation und zerklüftet die Berg- und Küstenlandschaft – so präsentiert sich der 1964 entstandene National Park. Ein schöner, kurzer und einfacher Trail (Mouth) geht vom Camp Storms River zum Fluss selbst. Dort kann man über die Hängebrücke laufen und den tollen Blick in die Schlucht genießen. Als ich in der Mitte der Wackelbrücke stehe, fällt mir komischerweise dieser bekannte Spruch ein: „Wer eine Brücke abreißt, muss schwimmen können.“
Wer es ruhiger mag, der sollte ins Natures Valley fahren. Menschen sieht man dort kaum, eher mal einen Strandläufer. Hier geben sich Idylle und raue Natur die Hand. Der Strand ist riesig, die Wellen eindrucksvoll.
Eine der weltweit größten Freiflug-Volieren findet man im „Birds of Eden“ nahe Plettenberg Bay. Man hat hier ein riesiges Netz 55 m hoch über eine natürliche Waldfläche montiert, so dass über 100 verschiedene Vogelarten umher fliegen können.
Unser dritter Trip von Knysna aus führt uns zum Botlierskop Safari Reserve nahe George. Der Krüger oder Addo sind natürlich andere Nummern, aber wenn die Urlaubszeit sehr begrenzt ist, muss man eben Kompromisse machen. Und so schlecht ist die Safari in diesem Reservat dann doch nicht. Im Gegenteil. Denn der Guide kann viele interessante Stories über die hier lebenden Tiere erzählen und berichtet auch, dass die Tiere außer den Löwen nie gefüttert werden.
Über Swellendam, wo wir für eine Nacht im Rothman Manor einchecken, geht es auf der Whale Coast Route weiter nach De Kelders. Das Manor ist eine Augenweide mit riesigem herrschaftlichen Garten inklusive Teich mit Webervögeln, Whirlpool in exponierter Lage und einem Breakfast der Sonderklasse. Im Pool liegend kann man den Blick auf Zebras und Springböcke schweifen lassen.
Als Wal-Fans sind wir gespannt auf Gansbaii und De Kelders, die beide an der Walkerbucht liegen. Und was wir hier erleben ist einfach großartig. Das fängt bei der Unterkunft an. Das Marebella Seafront Guest House in De Kelders liegt direkt am Ozean. Schon beim Breakfast kann man mit etwas Glück den Blas der Nordkaper über dem türkis blauen Wasser sehen. Nur das ausgezeichnete Frühstück hält uns davon ab, nicht gleich aufzuspringen und zu den Klippen zu laufen.
Wir sind sicher, dass unsere erste Reise nach Südafrika längst nicht so phantastisch laufen würde, wenn uns Gerhard und Shalene bei der Planung nicht so umfassend unterstützt hätten. Großes Dankeschön an euch. Wenige Meter vom Marebella an den Klippen bauen wir unsere Kameras auf und können die South Right Whales in aller Ruhe filmen.
Danach fahren wir nach Gansbaii und begeben uns auf die „Ivanhoe“ der Sea Safari. Nach zwei Tagen Sturm eine sehr schaukelnde Angelegenheit. Aber das Profiteam kennt sich mit solchen Situationen aus und die Altdünung sorgt bei allen Gästen für reichlich Juhu. Das scheinen auch die Südkaper zu spüren und springen voller Freude aus ihrem nassen Element.
Nicht weit entfernt fällt uns ein Leuchtturm ins Auge und wenige Meter weiter sind die Klippen und Felsen des Danger Point zu sehen. Die vielen Unterwasserfelsen wurden so manchem Schiff im 18. Jahrhundert zum Verhängnis.
Kennzeichnend für De Kleders sind die vielen Höhlen. Der kleine Ort, durch die Brandung der letzten Jahrhunderte praktisch unterkellert, bietet Interessierten ein riesiges Höhlensystem. Einfach ist es nicht zu erkunden, man muss schon etwas fit sein, um beispielsweise in die bekannteste, die Klipgate Cave, zu kraxeln.
Fazit unserer Reise
Sie haben sicher bemerkt, dass wir uns in diesen südlichen Zipfel Afrikas knall und fall verliebt haben. Da sind nicht nur die beiden Ozeane mit ihren Traumstränden, nicht nur die beeindruckende Landschaft und nicht nur die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, das sind vor allem die Menschen mit ihrer freundlich lässigen Art.
Da reiht sich Kapstadt neben Sydney, San Francisco und einigen anderen Metropolen problemlos in den Reigen der schönsten Städte der Welt ein. Und wer einmal vom Tafelberg bei klarem Wetter hinunter auf Kapstadt, die weißen Strände und das Blau des Ozeans geschaut hat, der vergisst den phantastischen Ausblick nie.
Ein weiterer positiver Aspekt ist das Preis-/Leistungsverhältnis gepaart mit dem momentan günstigen Wechselkurs. Für ein kulinarisches Highlight wie Springbock berappt man gerade einmal 13,- € in einem guten Restaurant. Und dass die südafrikanische Küche einen hervorragenden Ruf hat, können wir jetzt unterstreichen.
Von dieser Reise existieren zwei kurze Videos. Bitte geben Sie in google "Roland Bischof - youtube" ein. Die Titel lauten: "Südafrika Teil 1 und 2" Viel Spaß dabei.
Sydney - eine der schönsten Millionenstädte der Welt
(erstellt Mai 2011)
Seelisch angeschlagen, aber froh die vom Erdbeben schwer gezeichnete neuseeländische Stadt Christchurch pünktlich (24. Februar 2011) verlassen zu haben, kamen wir mit einer Boeing 777 in Sydney an. Wir nahmen ein Taxi und fuhren in die City. Der Weg dahin war schon beeindruckend. Die hypermoderne Skyline, in der ältere Gebäude harmonisch integriert sind, verschlug uns den Atem. Die Straßen sauber, der Verkehr wie in allen Großstädten extrem und dazwischen immer wieder grüne Oasen. Nach den Tagen draußen in Neuseelands Wildnis ein neues interessantes Gefühl.
Mit unserer Hotelauswahl lagen wir goldrichtig. Zum einen war das Zimmer geräumig, neu eingerichtet und wir konnten am Abschlusstag unser Gepäck kostenfrei bis zum Abend unterstellen, zum anderen liegt „Travel Lodge – Wynyard“ mitten in der City und ist daher der ideale Ausgangspunkt für Exkursionen. Wir nutzten den ersten Nachmittag und liefen zum Harbour runter im Bewusstsein das weltbekannte Opera House das erste Mal sehen zu können. Schon im alten restaurierten Hafenviertel „The Rock“ steppte das Känguruh. Jede Menge Szenenkneipen, die alle sehr gut besucht waren. Bei den idealen Temperaturen saßen die Gäste natürlich draußen, lachten und genossen das Flair. Am Hafen dasselbe Bild, nur waren die musikalischen Offerten dort noch vielfältiger. Als wir Richtung City blickten, waren wir begeistert.
Den eigentlich nicht sehr großen Hafen (Circular Quay) rahmen Restaurants, Cafés und Grünflächen ein. Dahinter dann die Skyline mit ihren glänzenden Fassaden. Etwas vorgelagert das Opera-House, das Wahrzeichen dieser Metropole. Der dänische Architekt Jørn Utzon hat da ein einzigartiges Glanzstück geschaffen, das seit 2007 zum Weltkulturerbe zählt. Die Idee dazu soll ihm beim Schälen einer Orange gekommen sein. Ein wenig erinnern die zehn eigenwillig geformten Dachmuscheln doch schon daran. Wir sind tief beeindruckt über diese faszinierende City und schossen weit über 100 Fotos.
Am nächsten Morgen hatte uns unser Münchner Reisebüro zu einer individuellen Stadt- und Hafenrundfahrt eingeladen. Clärchen lachte, also Sonnenbrille auf und ab ging’s zur Habour Bridge.
Dort kann man – vorausgesetzt, man hat nicht gerade eine Kneipentour hinter sich und das Pusterörchen zeigt weniger als 0,05% an (wird kontrolliert) – eine Kletterpartie (Bridge Climb) über den Stahlbogen wagen. Die Aussicht auf Sydney von dort oben soll fantastisch sein. Wir hatten zwar die Kneipentour noch vor uns, aber fast 200,- AUD Startgeld waren uns dann doch zu viel. Die 1932 eröffnete Brücke ist ca. 500m lang und verbindet Nord- und Südseite der Stadt.
Zwischenstopps legten wir am Royal Botanical Garden, Hyde Park und Mrs Macquarie’s Chair ein. Was uns auffiel, schmuddelige Ecken gab es kaum. Alles ist sehr gepflegt und das bei weit über hunderttausend Besucher täglich.
Zur Lebensqualität tragen auch die Bademöglichkeiten bei. Wohl kaum eine andere Weltstadt kann eine derartige Vielfalt an Stränden aufweisen. Wir waren am Bondi Beach, wo die Surfer und Badelustigen auf ihre Kosten kommen. Aber auch der Manly Beach ist ein Badevergnügen wert.
Ein weiterer Touristenmagnet ist der Darling Habour, eines der größten Freizeitviertel der Stadt. Hier reihen sich Aquarium, Maritim Museum, Wildlifeworld und vieles mehr aneinander. Alles super-modern und eindrucksvoll. Wir erreichten den Hafen mit der Monorail, die den Darling Habour umrundet und eine Verbindung zum Zentrum herstellt. Für 9,- AUD kann man sich den ganzen Tag fahren lassen. Zum Stadtbild gehören auch berittene Polizisten, die dem Fremden gern Auskunft geben.
Leider ist Sydney so verdammt weit weg. Gern würden wir dieser kosmopolitischen City desöfteren einen Besuch abstatten. Wir konnten nur 3 Tage bleiben, aber die Erinnerung an diese wunderschöne Weltstadt mit ihrem unendlich vielen Flair wird uns im Gedächtnis bleiben.
Neuseeland - Paradies am anderen Ende der Welt oder das katastrophale Ende einer Traumreise (Teil 1: Nordinsel)
(erstellt März 2011)
Prolog
Als ich Kind war, fragte ich – wie viele Sprösslinge auch – meinem Vater ein Loch in den Bauch. So wollte ich unter anderem wissen, wo man hinkäme, wenn wir hier, wo wir gerade stehen, ein tiefes, tiefes Loch in die Erde bohren würden? Er überlegte kurz, ging darauf mit mir zu unserem Globus und zeigte auf Neuseeland. Unvorstellbar für mich – zwei Inseln genau am anderen Ende der Welt…
So reifte in mir der Wunsch, dieses Traumziel einmal kennen zu lernen. Jahrzehnte später sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Wir nahmen zwar nicht den schwierigen und unbequemen Weg durch das Innere der Erde, sondern flogen von Frankfurt über Dubai, Sydney nach Auckland. Ein besonders glücklicher Umstand dabei: den längsten Teil des Fluges absolvierten wir im Superjumbo A380 der Emirates Airline.
Auckland – Übernahme und Taufe des Camper-Van
Trotz allem erdenklichen Komfort und Service war es „fünf vor schrecklich“ als wir den Flieger in Auckland endlich verlassen konnten. Die Airline hatte uns offenbar eine Begleitung mit an die Hand gegeben. Eine sehr unangenehme Person und obendrein mit einem komischen Namen: Jetlag. Überall wo wir hingingen, mischte sich dieser Kerl ein und sorgte für Verwirrung. Thank goodness, nach einigen Tagen konnten wir den ungeliebten Schatten abschütteln.
Abgeholt vom Airport stellte uns der Auto-Vermieter unseren VW-Camper vor. Nach der recht übersichtlichen Einweisung tauften wir ihn auf den Namen Herbert. Der lange Herbert (knapp 7 m) ist ein gutmütiger Diesel, der unbedingt links bedient werden will. Die ersten 10 km waren schon gewöhnungsbedürftig, alles auf der anderen Seite – wie das Land eben auch. Links zu fahren ist anfangs schon komisch, man denkt irgendwann stößt man mit irgendwem zusammen. Es dauerte jedoch nur kurze Zeit – Herbert und ich wurden Freunde.
Als wir des späten Abends eine Bleibe suchten, landeten wir auf einem Parkplatz in Manukau. Ein Camper-Verbotsschild war nirgends zu erblicken, also dachten wir: feine Sache, da kann man doch gleich in der ersten Nacht ein paar Dollars sparen. Als wir das Gelände nochmals checkten, erblickten wir eine junge Frau auf einem Stuhl mitten auf dem Parkplatz sitzend. Ungewöhnlich, dachten wir. Ich sprach sie an und fragte, ob man sich hier für die Nacht einrichten könnte. Ihre spontane Antwort war: „The place is not save“. Also sahen wir uns woanders um und fanden einen anderen Parkplatz etwas weiter. Als wir Herbert in seine Ruheposition gebracht hatten, kam ein junger Mann mit seinem Auto angeprescht und fragte mich, ob ich denn eine junge Frau gesehen hätte. Dabei zeichnete er mit seinen Händen eine gewaltige Kurve in Höhe seiner Brust. Da fiel bei mir der Groschen und ich dachte an die junge Frau auf dem Parkplatz zuvor, die ich eher in Bayern vermutet hätte, soviel ‚Holz hatte sie vor der Hütt’n‘. Das Busenwunder war wohl im horizontalen Gewerbe zu Hause und unser Herbert sicherlich für sie nur geschäftsstörend. Wie die Länder sich doch gleichen…
Coromandel Peninsula – Naturschönheiten auf einer Halbinsel
Den Kiwis sagt man eine gewisse Portion Humor nach. Dass das der Wahrheit entspricht, konnten wir auf dem Weg von Auckland nach Coromandel am eigenen Leibe erleben. Die steile und teilweise sehr enge, aber eindrucksvolle Küstenstraße verlangt dem Camper-Van-Fahrer schon einiges ab, noch dazu auf der ungewohnten linken Seite. Da stellen doch diese Spaßvögel tatsächlich Geschwindigkeitsbeschränkungen von 100km/h auf und das sogar vor Kurven. Man will es einfach nicht glauben. Zu ihrer Entlastung sei gesagt, direkt an der Kurve gibt es eine Richtgeschwindigkeitsangabe, mit der man sicher die Problemzone durchfahren kann. Dennoch in Schilder-Germany wäre das wohl unvorstellbar.
Der Höhepunkt dieses Tages war die Fahrt mit der „Driving Creek Railway“. Da hatte doch ein Kiwi namens Barry Brickell eine Vision und wollte eigentlich für seine Töpferei ein Transportmittel schaffen. Und im Laufe der Jahre wurde daraus eine Schmalspur-Schienenstrecke von 3 km Länge, die längst zur Attraktion avancierte. Die vielen Besucher fahren in hübschen Mini-Waggons durch den dichten Regenwald und sind fasziniert von den mit Ton-Skulpturen geschmückten Tunnels und Stationen. Natürlich holpern sie auch über Holzbrücken, die von weitem aus betrachtet eher eine waghalsige Konstruktion vermuten lassen. Sogar an eine Spirale wurde gedacht. Oben angekommen haben sie einen herrlichen Ausblick über den bizarren Regenwald und die nähere Umgebung. Für uns ein Erlebnis der unvergesslichen Art. Übrigens habe ich die Railway-Tour bereits von Deutschland per e-mail geordert – in der Hochsaison empfehlenswert.
Hahei und Hot Water Beach – filmreifes Bühnenbild zum einen und ein Strand mit Fußbodenheizung zum anderen
Wer diese Natur-Highlights genießen möchte, sollte eines unbedingt beachten: die Gezeiten. Wir sind etwa drei Stunden vor der Ebbe – wir hatten die Tide aus dem Internet gezogen – vom Parkplatz des kleinen Badeortes Hahei den wunderschönen Weg (45 Min.) zur Cathedral Cove gegangen. Unten am feinkörnigen weißen Strand angekommen fällt einem die Kinnlade förmlich nach unten, so fasziniert das Bild. Eine Öffnung im Fels ähnlich einer gotischen Kirche lässt den Blick zu einem zweiten Strand schweifen, an dem ein freistehender großer Kalksandsteinfels aus dem Wasser ragt.
Umgeben von türkis blauem Wasser verleidet er jeden Besucher sein Objektiv zu zücken. Grandios. Das Schwimmen vor dieser Kulisse macht einfach doppelt so viel Spaß und man fühlt sich in die Südsee versetzt.
Keine 8 km fährt man vom Parkplatz in Hahei zum Hot Water Beach. Hier graben die Leute mit ausgeliehenen kleinen Spaten flache Kuhlen in den Sandstrand und heißes Thermal-Wasser strömt von unten hinein – einfacher gesagt: man suhlt sich in einer Naturbadewanne und kann die Temperatur mit Ozean-Wasser plus heißer Quelle regeln. Für uns kein Angebot, denn bei 28°C Außentemperatur zogen wir einen Sprung in den Pazifik, der hier mit echten Wellenkrachern daher kommt, vor.
Waitomo Caves – Romantik pur
Einen der fantastischsten Augenblicke unserer Reise erlebten wir während der Spellbound-Tour in Waitomo. Leute haltet euch fest. In einem von einem Guide per Seil gezogenen Boot durchquerten wir eine Höhle. Anfangs war es stockdunkel, doch plötzlich, als hätte jemand den Lichtschalter betätigt, ging über uns die Milchstraße am Firmament auf. Millionen von Glühwürmchen hingen an den Felsendecken und strahlten wie Sterne auf uns nieder. Fantastisch, Du glaubst, in deinem eigenen Traum mitzuspielen. Männer, wenn ihr eure Angebetete überreden wollt, euch für immer im Leben zu begleiten, dann geht nach New Zealand in die Glowworm Caves und macht ihr dort unter dem funkelnden Sternenhimmel euren Antrag. Ihr könnt gewiss sein, sie liegt euch für immer in den Armen, so hat sie die Romantik in ihren Bann gezogen.
Spaß beiseite, der normale Reisende fragt sich, wie geht das hier eigentlich alles und denkt vielleicht an unsere Glühwürmchen in lauen Sommernächten. Diese schwirren leuchtend mit dem Ziel einen Partner zu finden, während jene ca. 9 Monate fixiert für ihr Futter (Insekten) strahlen. Dort spielt also der Sex die tragende Rolle, hier der Hunger. Je mehr sie Knast schieben, umso stärker ihre Leuchtkraft. Die Insekten, die immer zum Licht streben, verfangen sich letztendlich in der Milkyway in einem Gewirr von langen klebrigen Fäden. Der Hobbyfotograf hat da ein Problem, denn Licht vermindert schlagartig ihre Leuchtkraft und versetzt die mundlosen Glowworms in Stress. Also unbedingt Blitz aus! Den Abend am Nationalfeiertag Neuseelands (6.2.11) ließen wir natürlich romantisch in einem Restaurant bei Lamb und neuseeländischem Wein ausklingen.
Rotorua – das alte Empire lasst grüßen
Eigentlich stach uns dieser Ort nicht unbedingt ins Auge, hat er doch zwei Gesichter. Das Eine – eher ein gesichtsloses Zentrum mit den vielen Ladenstraßen wird nach Einkaufsschluss menschenleer. Man klappt sozusagen die Bordsteinkanten hoch. Das Andere liegt etwas abseits des Zentrums und erinnert an die Kolonialzeit: Gouvernment Garden. Mit den Rotoruas Tudor Towers als Blickfang weist der Ort auf den einstigen Kurbetrieb im noblen Kolonialstil hin. Innen fühlt man sich ins Jahr 1911 zurück versetzt. Man kann nur sagen: elegant und nobel. Jetzt ist dort ein Museum untergebracht. Man offeriert unter anderem Maori-Artikel, aber die Preise dafür sind wahrlich gepfeffert. Das scheint auf das Toilettenpapier in den öffentlichen Bedürfnisanstalten Neuseelands nicht zu zutreffen, denn das ist dünner als Blattgold.
Wai-O-Tapu Termal Wonderland – It’s smelly!
Heute erwachten wir an einem idyllischen See gegenüber dem sagenumwogenen Mt. Terawera, der 1886 richtig Ärger machte, explodierte und die Landschaft nachhaltig veränderte. Im Moment scheint er zu schlafen, auch wir genießen die Ruhe am Lake.
Was haben die ehemalige DDR und Neuseeland gemeinsam? – In einigen Teilen beider Länder stinkt es gewaltig. War im Osten Deutschlands der Gestank industrielles Programm der SED-Genossen, so ist dieses jüngste Geothermalgebiet mit dem Ausbruch des Mt. Tarawera naturellen Ursprungs. Das Wai-O-Taupu Thermal Wonderland – wohl das am meisten besuchte – strahlt förmlich in vielen Farben. Das Gebiet ist übersät mit kollabierten Kratern, heißen und kalten Seen sowie dampfenden Erdspalten. Der bekannteste und größte Teich trägt den Namen eines französischen Nobelgetränks. Kohlendioxid sorgt bei einer Temperatur von 74°C für aufsteigende Perlen. Das mineralhaltige Wasser des Champagne Pools enthält Gold, Silber, Arsen, Quecksilber, Schwefel und Antimon. Die Farben sind überwältigend und uns irgendwie nicht alltäglich. Das gilt auch für die Vögel im Thermalgebiet, die nicht wie bei uns zu Hause den ganzen Tag auf ihren Eiern rumsitzen – nein, sie lassen brüten.
Außerhalb des eigentlichen Wonderlands liegt ein Geysir, der eine direkte Verbindung zur Atomuhr haben muss, denn pünktlich 10:15 Uhr eines jeden Tages spuckt er eine Fontäne von ca. 20 m in die Luft. Lady Knox, wohl mittlerweile in die Jahre gekommen, braucht dazu allerdings ein Hilfsmittel, um die vielen Besucher glücklich zu machen: eine Packung Seifenpulver…
Lake Taupo – ein Paradies für Angler
Den größten Binnensee Neuseelands haben wir vor Augen, als wir nördlich in Taupo einfahren. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und wir genießen den Anblick. Golf und vor allem das Angeln auf Forellen sind hier populär. Ich kaufte mir eine Tageslizenz und wollte die schmackhaften Trouts (Forellen) auf ihre Schuppen legen. Pustekuchen. Offenbar hatte ich runde Haken angeknüpft. Keine einzige ließ sich zu einem Landspaziergang überreden. Dabei steht in keinem Restaurant Forelle auf der Speisekarte, denn gewerbliches Fischen ist hier nicht erlaubt. Eigentlich ein Paradies für Angler. Da kann ich nur Konfuzius zustimmen, der da sagte: “ Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: erstens durch Nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.“ Ja, es ist bitter, denn Angeln in den norwegischen Fjorden ist offenbar eine völlig andere Geschichte… Also freute ich mich über Chicken mit Reis, denn Regine hatte offenbar mit meinem Misserfolg gerechnet.
Tongariro National Park – Skyline Walk
Heute stand der erste National Park Neuseelands, der Tongariro NP – oder für die Fans von ‚Herr der Ringe‘ als das düstere Reich Mordor bekannt – auf dem Programm. Im NP findet der weltweit bekannte Tongariro Crossing statt. Wir waren spät dran und eher nicht fit genug, um uns hier einzuschreiben, deshalb entschieden wir uns für die Skyline Rute. Auch anstrengend, dafür wird man oben (ca. 2600m) mit einem überwältigenden Blick belohnt.
Trotz der anstrengenden Tour fuhren wir noch bis Wanganui (Westcoast) weiter und fanden direkt am Meer auf einer Düne einen kostenlosen Stellplatz. Herbert kurzerhand geparkt, Handbremse angezogen und dann „Gute Nacht“. Mensch Meier, sind wir platt gewesen.
Wellington – die quirlige Hauptstadt Neuseelands
Die Sonne schien Herbert ins Gesicht als wir unsere Augen öffneten und direkt auf den Ozean blickten. Die ersten Surfer zogen in Richtung Brandung und wir ließen den Tag ruhig angehen und spazierten an der Tasman Sea entlang. Man muss auch mal die Seele baumeln lassen, denn rund 200 km täglich Herbert zu steuern, zehrte schon an den Kräften.
Überrascht waren wir von Wellington. Wunderschön gelegen, die Innenstadt so konzentriert wie meine Heimatstadt und absolut quirlig. Künstler und die Jugend geben der Hauptstadt ein Flair zum Verlieben. Moderne und Romantik treffen hier aufeinander. Wir trafen am Abend – Herbert wollte unbedingt wieder direkt an den Strand, diesmal die Skyline beobachten – Marie, eine Studentin aus Sachsen. Sie legt ein Break zwischen Bachelor und Master für acht Monate ein und bediente uns in „Fishermann’s Table“. Sie empfahl uns Tarakihi-Fisch und traf damit ins Schwarze.
Wenn wir früher diese Möglichkeiten gehabt hätten, wir wären auch ins Ausland gegangen. Leider konnten wir nur davon träumen – die Realität war die Mauer…
Wer die Stadt von oben sehen will, sollte die Kabelbahn nutzen. Man hat dann eine grandiose Rundumsicht und sieht eine hypermoderne, etwas exzentrische Stadt zwischen den Bergen und dem Meer.
Neuseeland - Paradies am anderen Ende der Welt oder das katastrophale Ende einer Traumreise (Teil 2: Südinsel)
Cook Strait – Überfahrt von der Nord- zur Südinsel
Nur gut, dass wir gestern vorsichtshalber zur Fähre gingen, denn es wäre die falsche gewesen. Es gibt nämlich zwei Unternehmen, die die 96 km zwischen den beiden Inseln bedienen. Unsere, die „Interislander“, geht etwa 3 km nördlich in der Nähe des Stadions ab.
Den nächsten Tag eingecheckt – gebucht hatten wir bereits von Deutschland aus – verabschiedeten wir uns von der hübschen Skyline Wellingtons. Für mich als Stadtmensch die Stadt Neuseelands, wo ich am ehesten mein Zelt aufschlagen würde.
Außergewöhnlich ruhig verlief die sonst raue Passage, die 1770 James Cook durchsegelte. Der befürchtete Tanz auf den Wellen blieb diesmal aus. Ich hatte also umsonst die Tüten geordert. Nur das Wetter zeigte sich heute leider von seiner trüben Seite. Die Fähre, in keiner Weise vergleichbar mit Norwegens ColorLine, durchläuft die Cook Strait und begeistert den Passagier durch die vielen Inseln und schmalen Passagen. Der Norwegenkenner erinnert sich sofort an den Oslofjord, nur hier wartet man keine 10 Jahre auf einen Bootsanlegeplatz, denn die Natur ist fast unberührt.
Kaikoura – Wale und Delphine
05:30 Uhr riss uns eine Stimme aus dem Schlaf. Es war die aufdringliche Dame vom Handy. Ach ja, wir hatten doch tags zuvor die Whale Watch Tour fix gemacht. Schnell Herberts Nachtlager umgeräumt und ab zum Duschen. Als wir wie vereinbart 06:45 Uhr am Check in auftauchten, saßen die anderen bereits zur Einstimmung vor einem Monitor und erfuhren Wissenswertes über die größten Säugetiere unserer Erde.
30 Minuten später kam dann endlich das „Go“ und los ging‘s. Wir wurden zum Pier gefahren und bestiegen erwartungsvoll einen High-Speed-Katamaran. Das Dröhnen der kraftvollen Motoren war das Startsignal für den Ritt auf den Wellen hinaus in das Revier der Pottwale. Der erste Stopp war nur eine Enttäuschung. Kein einziger Gigant war zu sehen. Der Kapitän, ein Maori, versuchte dann mit einem Unterwassermikro, das er an einem langen Stab befestigt hatte, die Wale zu orten. Bei jedem Stopp wurden unsere Gesichter immer länger und hatten mittlerweile fast das Ausmaß des Mikrostabes. Etwas weiter hatte ich einen im Ozean treibenden Baumstamm im Visier. Als nach einigen Minuten der dunkle Stamm eine Fontäne ausstieß, kannte der Jubel keine Grenzen. Jetzt taucht er gleich in die Tiefe und seine Fluke wird zum Abschied winken.
Diesen Zeitpunkt darf der Fotoenthusiast nicht verpassen, aber bei der Trägheit der Kamera ein schwieriges Unterfangen. Glück, alter Schwede, Du hast’s nicht verpennt. Jetzt taucht der Zahnwal etwa 45 Minuten zur Nahrungssuche in die Tiefe und wird hoffentlich seine Lieblingsspeise, den Riesenkalmar, finden.
Übrigens, hätten wir keinen Pottwal zu Gesicht bekommen, wären 80% des Ticketpreises an uns zurück geflossen. Also leistungsabhängiges Gehalt bewirkt oftmals Wunder und wäre auch für manch‘ deutschen Beamten sicherlich förderlich.
Wesentlich schneller konnte unser Maori-Käpt’n eine Schule von Dusky-Delphinen orten. Es ist schon ein Vergnügen, diesen verspielten ca. 1.80 m großen Geschöpfen zusehen zu dürfen. Mit Mehrfach-Überschlägen gewinnen sie unsere Sympathie und lassen unser Herz höher schlagen. Dennoch werde ich den Verdacht nicht los, dass hier ein Lehrer Pate gestanden hat…
Pancakes – Pfannkuchenfelsen der steinernden Art
Uns hätte das Herz geblutet, wären wir wegen des wechselnden Wetters nicht nach Punakaiki gefahren. Den ersten Regen während unserer Reise erlebten wir Gott sei Dank in der Nacht. Es schüttete gewaltig. Doch am Morgen vertrieb der Wind die Wolken. Schon die Küstenstraße von Greymounth aus dorthin glänzt mit einer dramatischen Kulisse. Im Ozean stehen Felsengebilde, an denen sich die gewaltigen Wellen brechen. Durch die oft feuchte Witterung entstand hier subtropischer Urwald mit dem Markenzeichen der zahlreichen Nikau-Palmen. An den Pancakes selbst führt ein beeindruckender Rundweg (45 Min. mit Fotostopps) entlang. Kalksedimente und Tonmineralien, vor Jahrmillionen übereinandergeschichtet, werden von Wellen und Wind bearbeitet und dank der verschiedenen Materialien erodieren sie unterschiedlich. Das Ergebnis sind die „Berliner“, auf die aber jemand getreten sein muss, so platt sind sie. Die Tasman Sea mit ihrer Urgewalt höhlt unter donnerndem Getöse die Gebilde aus und schafft so blowholes, aus denen die Gischt meterhoch empor zischt. Voraussetzung für dieses Schauspiel sind zwei Dinge: eine High-Tide und starker Seegang. Leider verweigerte sich die Tasman Sea als wir dort weilten. Aber auch so ist diese Landschaft ein Muss. Wir zogen weiter über Hokitika, schlechthin die Stadt der Jade. 9 km weiter liegt der Lake Mahinapua, wo man sein Nachtquartier nicht besser betten könnte und dazu noch kostenlos. Bis zu unserem heutigen Ziel dem „Franz Josef Glacier“ waren es dann doch noch reichlich Kilometer, aber der SH 6 bietet viel Interessantes.
Franz Josef Glacier – dem Kaiser auf die Krone geflogen
Am Abend zuvor hatten wir auf dem Campsite noch schnell einen Helikopter Rundflug über den Franz Josef Glacier gebucht. Nur gut, denn am nächsten Morgen prasselte die Sonne. Kaiserwetter und Kaiser Franz Josef – das passt doch irgendwie zusammen. Also hin zur Basis und ab ging‘s in die Lüfte. Wir waren noch nie mit einem Heli geflogen und somit wirklich sehr gespannt. Entweder war Regines Lächeln so hinreißend oder wir hatten einfach nur Glück, denn wir durften beide neben dem Piloten Platz nehmen. Es ist schon ein unglaubliches Gefühl vom Boden langsam abzuheben. Wir kamen uns vor als säßen wir in einem Spielzeug-Hubschrauber.
Und jetzt begann großes Kino. Der sehr junge Pilot steuerte den Heli die Gletscherzunge hinauf. Wir tauchten kurz in ein paar Wölkchen ein. Als wir wieder auftauchten erblickten wir ein grandioses Panorama. Wow! Vor uns lag die Gruppe der drei bekanntesten Glaciers: Franz Josef, rechts daneben der Fox und etwas dahinter der legendäre Mount Cook, Neuseelands höchster Gipfel. Einfach atemberaubend.
Wir landeten auf dem Franz Josef mitten im ewigen Eis mit einer Bühne, die film-reif ist. Als der Pilot uns fragte, wie es uns denn gefallen hätte, sagten wir kurzerhand, dass wir den letzten Heli zum Rückflug nehmen wollten. Ein lächelndes Kopfschütteln von ihm zeigte, dass er die Antwort verstanden hatte.
Zurück ließ es sich der junge Pilot nicht nehmen und flog knapp an den bewaldeten Felsengruppen entlang. Auch die von ihm inszenierte Schaukelei gehörte zur Show. Wir waren uns einig: Das Geld war für die 30 Minuten wirklich gut angelegt.
Gegen Mittag ging es dann auf dem SH6 zum Wanaka Lake, wo wir unseren Herbert auf einem wunderschönen DOC-Campingplatz parkten.
Queenstown – Adrenalin pur
Die wahre Freude ist die Fahrt Richtung Queenstown. Wir nahmen die Route über die Crown Range (89), mit 1200 m der höchste Pass Neuseelands. Ein schwindelerregender Blick gibt die Sicht frei auf das Tal des Wakatipu-Sees, die Kararau-Schlucht und den Lake Hayes. Serpentinen prägen die Abfahrt ins Tal. Herbert stöhnte ab und zu auf dieser kurvenreichen Traumstrecke, nahm es aber doch gelassen hin.
In Queenstown – die Adrenalin-City schlecht hin – rückten wir in den Holiday Top 10 Park ein und waren überrascht über Lage und Qualität. Meine Frau gab ihm die Note 1. Preisintensiv ist dieses Zentrum der Verrückten allemal, denn überall locken gepfefferte Offerten. Wir wollten wieder in die Lüfte und buchten Tandem-Hang-Gliding. Uns war schon recht mulmig, war es doch das erste Mal in unserem Leben. Wir wurden per Auto abgeholt und zum Coronet Peak hochgefahren. Dort angekommen dachte ich, schaust du dir die Absprungpiste an oder nicht? Ich konnte mich überwinden und ging vor zum Absprung. Nur gut, denn es war wirklich keine Klippe wie in mancher Shampoo-Werbung, sondern es ging moderat bergab. Als erste musste Regine ran – sie wollte die Augen beim Anlaufen schließen – und ab ging’s in die Lüfte. Problemlos gleitete sie mit ihrem Piloten dahin. Das gab auch mir Mut und ich rannte, was das Zeug hielt, vor meinem Piloten her. Alsbald hoben wir ab und gewannen schnell an Höhe. Riesig! Ein tolles Gefühl mit fremden Flügeln an einem Berghang dahin zu schweben.
Petr steuerte unser Gefährt immer so, dass wir Regine und Jan immer mal kreuzten – natürlich ein paar Meter über ihnen. Es waren 15 wunderbare Minuten und in keiner Phase hatte ich irgendwelche Bedenken. Im Gegenteil, Petr schien zu spüren, dass es mir viel Freude macht und ließ nun die Sau raus. Wir schaukelten jetzt von links nach rechts und hatten beide jede Menge Spaß daran. Von 1600m Höhe langsam wie ein Albatros zu gleiten ist schon ein tolles Gefühl. Die Landung klappte problemlos und es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein auf diese Art unterwegs zu sein.
Am Morgen fuhren wir zum Shot-River. Hier liegt das Eldorado der knallroten Jet Boats und ihrer nach Nervenkitzel hungrigen Gäste. Das Geräusch eines Hornissenschwarms kündigt die über 60 km/h dahin jagenden Boote an. Nur wenige Zentimeter an den Felswänden vorbei und urplötzlich den Jet herumreißend, beeindruckt der Pilot seine Mannschaft. Wer da ein schwaches Nervenkostüm hat oder kein Vertrauen zum Steuermann aufbauen kann, der sollte diesen Kick lieber auslassen. Ganz billig ist die Sache nicht, aber wenn man den Bootspreis (115.000,- Dollar) kennt, dann verwundert dies nicht. Wie das Bungeespringen so ist auch das Jet Boat in Neuseeland geboren worden.
Dunedin – eine schottische Stadt und Pinguine, Königsalbatrosse auf der Halbinsel Otago
Was war denn das? Regen am Morgen, das hatten wir doch die ganzen 2,5 Wochen nicht. Da passte es gut, auf die Peninsula Otago zu fahren, um dort die Gelbaugenpinguine und die grandiosesten Segler der Welt, die Royal Albatrosse, zu beobachten. Wir hatten eine Tour mit dem Department of Conservation – eine Organisation, die sich dem Schutz der Natur verschrieben hat – gebucht und fuhren mit einem abenteuerlichen Kleinbus ins Schutzgebiet. Als wir ausstiegen fühlte ich mich in meine Armeezeit zurück versetzt, denn überdachte Schützengräben taten sich vor uns auf. Dass die Dinger auch etwas Gutes haben könnten, hätte ich nicht für möglich gehalten, aber hier sind sie sinnvoll, denn die Besucher können getarnt den aufrechten uns Menschen ähnlichen Watschelgang der 65 cm großen Vögel genießen. Wir hatten Glück und sahen auch Jungtiere.
Die waren auch etwas weiter auf Taiaroa, der Spitze der Halbinsel, bei den Albatross-Paaren (Schlüpfzeit Januar/Februar) zu sehen. Das Gebiet dort ist hermetisch abgeriegelt. Man will damit in erster Linie die bis zu einer Spannweite von 3 m großen Vögel vor Katzen, Hunden, Ratten und Possums schützen. Die Kolonie umfasst ca. 150 Vögel. Nirgendwo sonst auf unseren Planeten nisten die Royal Albatrosse so nah zu uns Menschen wie auf Taiaroa Head. Die meiste Zeit verbringen sie auf See und von hier fliegen die wohl größten Seevögel der Welt bevorzugt nach Südamerika, weil dort der Fischbestand sehr hoch ist. Und nun ratet mal, wie viel Tage sie dazu brauchen? Man glaubt es nicht – ganze 8 bis 10 Tage…
Am Nachmittag ging‘s dann zum Dunedin Railway Station, dem wohl schönsten Bahnhof der Welt. Der in Lebkuchenarchitektur errichtete und innen mit Porzellanmosaiken, die eine Lok abbilden, verzierte Bahnhof ist wahrlich eine Augenweite.
Züge verkehren zwar nur selten, aber der „Taieri Gorge Railway“, ein Erlebniszug, macht hier Station. Station machten hier vor über 150 Jahren die Schotten, die diese Stadt gründeten. Wir hatten das Vergnügen am Octagon, ein grüner achteckiger Platz, den Wettstreit einiger Dudelsack-Formationen zu erleben.
Zwischen Dunedin und Christchurch – Tunnel Beach und Moeraki Boulders
Good Morning! Wow, die Sonne lacht wieder, der starke Wind hat die Wolken über Nacht vertrieben. Auf zum „Tunnel Beach“ (südlich von Dunedin), wo uns ein besonders beeindruckter Küstenabschnitt erwartetete. Da hatte doch ein gut betuchter Mann namens Cargill eine Vision. Er wollte, dass seine holde Weiblichkeit trockenen Fußes zu einem von steilen pittoresken Felsen umrahmten Traum-Sandstrand gelangen konnte. So ließ er 75 Treppenstufen (Regine hat diese gezählt) in einen Schlund bauen und konnte damit die Damen beeindrucken.
Was er dann dort getrieben hat entzieht sich unserer Kenntnis. Nur ewig durften die süßen Schmusestunden nicht dauern, denn die kommende Flut schloss dann den einzigen Rückweg.
In Richtung Oamaru – Mann, wie ich diese Ortsnamen liebe – am Strand von Moeraki liegen viele riesige Steinkugeln herum. Das Meer spülte sie aus den Uferböschungen heraus. Wie man sagt, seien sie vor Millionen Jahren auf dem Meeresgrund durch chemische Zersetzungsprozesse entstanden. Mit kindlicher Phantasie kann man sich durchaus vorstellen, dass hier einmal Riesen lebten, die um sich die Zeit zu vertreiben am Strand mit den Kugeln Bowling spielten. Die Riesen sind längst ausgestorben, die riesigen Kugeln aber liegen noch…
Christchurch – eine Stadt bebt
Nun war es doch soweit, unsere letzten Tage standen vor der Tür und wir trafen in der Stadt ein, der man das englische Gesicht nachsagt. Und tatsächlich die neogotische Kathedrale offenbart dies geradezu deutlich. Christchurch hat sich ein grünes Gewand angelegt und glänzt mit Gärten und Parks. Die Vorgärten vor den Holzhäusern sind eine Augenweide. Wer Lust zur Romantik verspürt, kann sich sogar von einem Gondoliere über den Avon-River schippern lassen.
Natürlich gehört zu jeder Stadt eine Shoppingmeile und wenn’s ans Abreisen geht, dann ist oftmals die Zeit der Mitbringsel gekommen. Vorher hat man die Gleichen schon zig-mal gesehen, aber immer wieder verworfen, es könnte ja noch besser und preiswerter kommen. Nun aber schlug die Stunde des Zugreifens. Endlich wurden der neuseeländische Jadeschmuck und die Maori-Masken erworben. Schließlich will man doch zu Hause eine bleibende Erinnerung an diese Traumreise haben und seinen Kindern etwas mitbringen. Nach all den „Anstrengungen“ kehrten wir abends in einem indischen Restaurant ein. Propre voll und erstklassisches Dinner.
Nach einem Stadtbummel am Vormittag wollten wir nach Akaroa, dem netten kleinen blumengesäumten Städtchen mit der lieblichen Uferstraße fahren. Als wir ca. 400 m von der Christ Church Cathedral Richtung Süden fuhren, fing Herbert urplötzlich an wie ein Rodeo-Pferd auszuschlagen (22.Februar 2011, 12:51 Uhr). Von rechts nach links, von links nach rechts schwankte er dermaßen – wir hatten Angst er kippt um -, dass ich ihn nur mit allergrößter Mühe in Zaum halten konnte. Ich kam mir vor wie auf hoher See. Wie ein Blitz durchfuhr es mich, ich dachte alle vier Räder seien nacheinander geplatzt oder ist es soweit, dass ich die Hauptrolle in dem Film „Mein Infarkt“ spielen muss? Als Regine und ich die anderen Autos ebenso stark schwankend sahen und die ersten Steine der Häuser auf die Straße stürzten, wussten wir augenblicklich: hier bebt die Erde – aber gewaltig!
Jetzt nur eins: weg von Gebäuden und Bäumen, dann augenblicklich stoppen. Als wir links einen einigermaßen „sicheren Platz“ gefunden hatten, mussten wir kreidebleich mit ansehen, wie aus den vielen Rissen im Straßenbelag das Wasser herausschoss. Von einem älteren Gebäude fielen Teile des Dachgeschosses nach unten, Bäume schwankten und die Straßen waren augenblicklich mit Schlammwasser bedeckt. Es war ein Horrorszenario.
Chaos überall. Sirenengeheul erfüllte die Stadt. Wir waren schockiert und ratlos. So blitzartig das Beben kam, so schnell war es zu Ende. Wir fuhren langsam weiter, wollten raus aus der Stadt. Verwüstung, wohin man schaute. Überall waren Straßen überschwemmt, Mauern eingestürzt und Dächer zusammen gebrochen. Doch die Menschen verhielten sich besinnlich. Erstaunlich. Man merkte irgendwie, die Leute scheinen diese Ausnahmesituation nicht das erste Mal erlebt zu haben…
An einer Tankstelle fragten wir einen Kiwi um Rat. Weiter in Richtung der Halbinsel Akaroa oder umdrehen und zurück nach Christchurch auf dem Top 10 Holiday Park fahren. Er riet uns zurück zu fahren. Wir brauchten für 6 km knapp 3 Stunden. Fast alle Geschäfte und alle Tankstellen waren wegen Stromausfall geschlossen. In den kleinen Geschäften roch es schon unangenehm. Immer wieder sahen wir Steinschutt auf den Straßen und Löcher im Asphalt. Ein großes Haus aus Ziegel hatte den Dachbereich verloren und die Außenwände schienen jeden Moment einzustürzen. Es war der blanke Horror.
Da wir am Nachmittag eigentlich groß einkaufen wollten, waren unsere Vorräte erschöpft. Sei’s drum morgen früh ziehen wir den nachmittäglichen Kaffee mit Keks eben vor. Nur gut, wir haben noch etwas Gas für restliche Nudeln und geizen damit wie die Schotten.
Im Internet erfuhren wir am Abend: mindestens 70 Menschen tot, 300 vermisst, das Beben hatte auf der Skala einen Wert von 6,3 und der Turm der Cathedrale, den wir 30 Minuten vor dem Beben fotografierten, ist eingestürzt. Ausnahmezustand, Sperrung des Airports und der Innenstadt waren nur logische Folgen. Zur Ruhe kamen wir diese Nacht nicht, denn immer wieder gab es Nachbeben mit unterschiedlichen Stärken.
Am nächsten Morgen überall Menschen mit hängenden Gesichtern, keiner wusste wie es weiter geht. Alles versammelte sich vor dem Fernseher und verfolgte gespannt die News und Bilder. Alle, die wie wir da im Campground standen, hatten eines gemeinsam: eine Riesenportion Glück. Wenn wir bedenken, dass wir 12:46 Uhr am Vortag noch unseren Camper von der Colombo-Street wegfuhren und diese nach dem Beben 12:53 Uhr einer Katastrophe glich, dann hatten wir wohl wirklich nicht nur einen Schutzengel zur Seite…
Am Nachmittag beschlossen wir, die kurze Stecke zum Pazifik zu nehmen. Als wir 900 m vor dem Strand Autos im Asphalt stecken sahen, wollten wir umdrehen und steckten urplötzlich selbst mit dem Hinterrad im Belag. Viele Stellen unter der Straße waren ausgehöhlt, man sah es einfach nicht.
Wir ärgerten uns über unsere Dummheit, denn die zahlreichen Nachbeben hatten nochmals den Fahrspuren enorm zugesetzt. Da kam uns überraschend ein freundlicher Kiwi zu Hilfe und zog uns mit seinem Jeep aus dem Schlamassel. Danke.
Daraufhin beschlossen wir, zeitig am nächsten Morgen zum Airport zu fahren, denn wer weiß über welche Straßen die 10 km dahin führen. Wir hatten zwar Abenteuer gebucht, aber das war dann doch zu viel. In einem Fernsehbericht sprach ein Betroffener und sagte: „Was ist schon der Verlust meines Hauses, in der Nebenstrasse hat ein Mensch sein Leben verloren.“ Wir nahmen uns vor, das Glück was uns zuteil wurde, den Menschen in Christchurch wenigstens in Form von Spenden zurück zu geben.
Glücklich und ohne Pannen kamen wir am Airport an. Die Camper-Übergabe klappte problemlos und ging zügig vonstatten. Wir verabschiedeten uns vom gutmütigen Herbert, der uns trotz seines hohen Alters gute Dienste geleistet hatte. Dann ging’s mit „Emirates“ endlich und für uns bei diesen chaotischen Verhältnissen kaum vorstellbar nach Sydney, doch das ist eine weitere Geschichte.
Epilog
Unsere hohen Erwartungen von Aotearoa – dem Land der weißen Wolke – wurden bei weitem noch übertroffen. Wir hatten uns vorgenommen, einmal im Leben ans “Ende der Welt“ zu reisen und die liebliche zugleich raue Schönheit des Landes hautnah zu erleben. So vielfältig die Natur diese beiden Inseln gestaltet hat, so breit ist die Palette der Aktivitäts-Offerten. Traumstrände wechseln sich ab mit wilden rauen Küsten, üppige Regenwälder werden von Gletschern aufgerissen und Seenlandschaften sind so lieblich wie die Fjorde imposant sind. Neuseeland ist aber auch ein Land, das seinen Gästen vielfältige Möglichkeiten der Betätigung bietet. Für Nervenkitzel ist beim Bungeespringen, Jetboatfahren, Diving oder Paragliding gesorgt. Wer es gemütlicher mag, der kommt beim Wandern, Kajakfahren, Fishing oder Sonnenbaden bestimmt auf seine Kosten. Auch sonst verläuft das Leben hier in ruhigeren Bahnen. Genau unser Ding!
Wenn man uns fragen würde, ob sich ein Besuch Neuseelands lohnt, dann würden wir sicherlich uneingeschränkt diese Frage mit ja beantworten. Ich denke, dass haben Sie beim Lesen des Berichtes mit Sicherheit gespürt.
Wohnmobil-Rundreise von Vancouver über die Rocky Mountains nach Vancouver Island Teil 1
(erstellt Okt. 2004)
20.08. Flug Frankfurt – Vancouver
Es ist schon ein Big-Point im Leben, wenn man sich nach vielen Jahren einen Jugendtraum erfüllen kann. Kanada – das gelobte Land, von der Natur überaus reichlich und vielfältig beschenkt, begrüßt seine Besucher bereits am Flughafen von Vancouver mit Außergewöhnlichem, nämlich traditionellen indianischen Skulpturen. Aber nicht nur das beeindruckte uns sehr, auch die Sauberkeit und Übersichtlichkeit auf solch großem Terrain. Das ließ die vielen Unannehmlichkeiten mit der Fluggesellschaft „Translat“ schnell vergessen – unter anderem streikte das Cateringpersonal, was den Speisenplan arg einschränkte.
Problemlos und schnell wurden wir per Shuttle-Bus in das“ Accent Inn“ nach Richmond gefahren. Nach den Strapazen des Fluges eine gute Adresse für die erste Nacht. An der Rezeption lag schon eine Message bereit, in der wir am nächsten Morgen 10:00 Uhr von einem Taxi zum Traveland, unserer Wohnmobilvermietung, gebracht würden – prima Service! Nach einer Absacke im gegenüberliegenden Cafe mit hübscher und freundlicher Bedienung fielen wir wie zwei nasse Kartoffelsäcke in die Federn.
21.08. Vancouver – Kilby Provencial Park (150km, 20,-CAN$)
Nach einer recht kurzen, aber in deutsch geführten Einweisung fuhren wir vom Traveland mit dem „rollenden Hotel“ in den nahe gelegenen „Safeway“ zum ersten Einkauf, der dank der vom Verleiher erhaltenen Card gleichen Namens teilweise mit 10% Rabatt erträglicher wurde. Wir verstauten das Erstandene in das recht komfortable Wohnmobil, das neben einer Dusche mit WC alles Erdenkliche (Mikrowelle, Backofen, Gefrierkombi, Spüle etc.) an Bord hatte. Das stimmte uns als Neu-Camper natürlich sehr zuversichtlich und ließ die früher gehegten Bedenken schnell vergessen. Wesentlich gewöhnungsbedürftiger war das Fahren des neuen Gefährtes. Ist halt nicht jedermanns Sache mit der Automatik umzugehen. Immer wieder wollte mein linker Fuß zur Kupplung und traf dabei die Bremse, was jedes Mal prompt vom Küchengeschirr im hinteren Teil quittiert wurde. Wichtig ist also, den linken Fuß vom Fahrbetrieb fern zu halten. Eine tolle Sache hingegen bietet für bequeme Leute der Tempomat, der sich bei langen Strecken echt auszahlen kann. Trotz dieser technischen Raffinessen kann man eines nicht beeinflussen – das Wetter. Man erzählte uns – ich sah deutlich ein Hoffnungsleuchten in einem kanadischen Augenpaar – dass nach fünfwöchiger Trockenheit heute endlich der erste Regen gefallen ist und voraussichtlich nicht nur für ein paar Stunden. Wie Recht der Mann mit seiner Prognose hatte, zeigte sich im Kilby-Park. Wir hofften auf Noah, dass er uns auf seiner Arche mitnehmen würde, so schüttete und stürmte es die ganze zweite Nacht. Leider lohnte es auch nicht die Kamera hervorzuholen, denn von der fantastischen Landschaft am See, die von hohen Bergen eingesäumt wird, war nur streckenweise etwas auszumachen. Dennoch trübte diese Tatsache die Stimmung nicht, denn noch ganze drei Wochen standen vor uns. Schade nur, dass damit der Drill auf Steelheads (Lachsforellen) am nächsten Vormittag ausfallen musste. Wir hatten mit dem Gedanken gespielt, zusammen mit einem Deutsch-Kanadier, der direkt in Seenähe wohnt, am nächsten Vormittag zum Angeln zu fahren – er garantiert immerhin den Fang einer Forelle.
22.08. Kilby Park – Manning Park (Lightning Lake-134km, 22,-CAN$)
Da dies buchstäblich ins Wasser fiel, fuhren wir zu einer Hatchery, wo Salmons (Lachse) gezüchtet werden. Man leitet einen alternativen Creek vom eigentlichen River ab und nutzt den Lebenszyklus dieser Fische aus, indem man sie hier laichen lässt. Die Jungfische, die damit gewissermaßen beschützt aufwachsen können, wandern später zum Pazifik. Dort wachsen sie zu kapitalen Räubern heran und nach Jahren kehren sie zum Laichen wieder an ihre Geburtsstätte zurück, um danach zu sterben. Das erinnert mich an Darwin, der da sagte: „… jeder von uns ist auch ein Boot, das mit Genen beladen durchs Leben segelt. Wenn wir diese Ladung in den nächsten Hafen gebracht haben – dann haben wir nicht umsonst gelebt.“
Eines der Wunder unseres Planeten: Wie finden die Lachse nach Jahren im Meer zurück zu ihrer Lebensquelle. Hier muss ein Geschmackssinn par Excellenz vorhanden sein, der diesen Kreaturen den Weg zur „Quelle“ weist. Im Bild sind Jungfische zu sehen, die nach dem Motto: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“ versuchen auszubüchsen. Angenehm überrascht waren wir vom Manning Park, der mitten im Wald liegt und großzügige Stellplätze anbietet. Hier kann einem der Nachbar nicht gleich auf den Teller schauen. Integriert hat jeder Platz eine Feuerstelle, die wir umgehend ausprobierten. Am Gate bot man Feuerholz aus gutem Grunde in Plastiktüten an. Bei dieser Nässe ging das ab wie in Sachsen die warme Semmeln, trotz stolzer 6,-CAN$. Das erstes Beef in freier Natur zu brutzeln, welch ein Hochgenuss! Das meinten auch ein Hase und einige Streifenhörnchen, die unweit zu beobachten waren. Mitten im Park befindet sich ein wunderschön gelegener See (Kanuverleih), indem Trouts (Forellen) gedrillt werden können. Da die Spitze meiner Angel den Flug nicht überstanden hatte, konnte ich nur neidisch zuschauen.
23.08. Manning Park – Okanagan Valley, Peaceland (Todds RV–225km, 41,-CAN$)
Das Wetter hatte mit uns endlich erbarmen – unsere Nasen ähnelten bereits roten Tomaten – und je näher wir dem Okanagan Valley kamen, umso wärmer und trockener wurde es. Hier zeigt Kanada eine weitere Fassette: mit seinen vielen, reichlich gefüllten Fruchtständen und dem warmen mit Weinstöcken umsäumten See fühlt man sich an den Gardasee in Italien versetzt, zumal auch architektonisch einiges daran erinnert. Unser Nachbar im Manning Park hatte uns den Rotwein aus diesem Tal ans Herz gelegt – er traf damit ins Schwarze.
Da wir unbedingt „Saft“ für das Notebook und die Kamera brauchten, steuerten wir das erste Mal einen privaten Campground an, der direkt am See liegt. Mit dem „full hook up“ war jeder Stellplatz versorgt – eine angenehme, wenn auch kostenintensive Angelegenheit. Sonst erinnerte das Areal eher an einen Campingplatz der unteren Kategorie. Der See selbst ist sehr sauber, aber leider mit steinigem Strand.
24.08. Peachland – Illecillewaet (Illecillewaet Campgr.–319km, 33,-CAN$)
Der Weinrute des Okanagan folgend über Vernon zum Salmon Arm erreichten wir den Trans Canada Highway (TCH). Eigentlich wollten wir den Aufstieg der Lachse am Adams River beobachten, aber die Dame im Visitor-Centre in Salmon Arm sagte uns, dass der Aufstieg erst im September und Oktober wäre. Mit langen Gesichtern folgten wir dann dem TCH in Richtung Osten und erreichten Sicamous, dem Eldorado für Houseboat-Fans. Von dort ging es stetig bergauf über Revelstoke zum Glacier NP. Man hatte uns den Campground Illecillewaet empfohlen. Nicht zu unrecht, wie sich herausstellte – wir blieben gleich zwei Nächte.
Als wir unseren Stellplatz, der sehr großzügig angelegt und mit Feuerstelle ausgestattet ist, bezogen hatten, fühlten wir uns wie im Märchenland. Umgeben von hohen Felsengebirgstannen, über die die Gipfel von Eagle, Uto und dem mit 3.297m hohen Mount Sir Donald ragen, hatte man diesen idyllischen Platz errichtet. Pilze steckten ihre Körper aus dem Moos heraus, Blau- und Himbeeren wuchsen in Massen – man brauchte nur die Hände nach ihnen auszustrecken. Erstaunlicherweise sahen wir an der Rückseite einer Blockhütte eine Art Schließfächer, wie sie bei uns auf Bahnhöfen zu finden sind. Eigentlich ungewöhnlich, dachten wir. Die Erklärung war dann schnell gefunden, befanden wir uns doch im Bärengebiet. Meister Petz als Allesfresser sucht immer nach Essbarem und seien es die Lebensmittel der Camper. Er verschmäht so leichte Beute nicht, vor allem wenn diese ihn nur durch eine Zelt-Leinwand trennt und oft einen verführerischen Geruch verströmt.
Ein anderer Geruch kam aus dem Wohnmobil, der mit einem nervigen Ton verbunden war. Es roch nach Kuchen. Regine hatte die gesammelten Blaubeeren flugs auf einen Hefeteig gesetzt und in den Backofen geschoben. Das kannte offenbar der Alarmmelder nicht und gab unüberhörbare Signale. Nur gut, dass uns die Dame bei der Einweisung auf meine Frage, was sollen wir tun, wenn der Alarmmelder kommt, das schnelle Abnehmen dieses Teils gezeigt hatte. Nichtsdestotrotz ließen wir uns nach dieser Aufregung den ersten Heidelbeerkuchen nach altdeutscher Art munden. Uns gegenüber hatte ein junges deutsches Pärchen ihr Wohnmobil ungeheueren Ausmaßes geparkt. Die junge Frau erzählte, dass sie sich anfangs sehr gefreut hatten, als ihr bestellter Camper bereits vergriffen war und ihnen stattdessen dieses Luxusschiff von der Verleihfirma angeboten wurde. So groß die anfängliche Euphorie auch war, als sie mit dem Riesen das erste Mal an die Tanksäule mussten, verflog die Stimmung augenblicklich. Sie trauten ihren Augen nicht, als der Verbrauch mit 34l pro 100km zu Buche schlug.
25.08. Illecillewaet im Glacier NP (kostenlos,da Streik)
Als wir am zweiten Tag am Eingangscenter löhnen wollten, war dieser geschlossen. Auf einer der Infotafeln stand der Hinweis: Streik des gesamten NP-Personal! Nicht schlecht Herr Specht, dachten wir, wenn so ein Streik nicht auf den Rücken der Touristen ausgetragen wird. Das bestätigte sich später in anderen NP’s, wo trotz des Ausstandes das Personal für die Gäste zur Verfügung stand. Man merkte diesen Umstand nur in der Weise, dass keinerlei Obolus trotz Strom- und Wasserverbrauches zu entrichten war.
Also machten wir uns zu unserem ersten Trial auf die Socken. Wir nahmen einen der Leichten – der Campground ist im Übrigen ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für viele Touren – und konnten mit Freude feststellen, wie leicht einem hier dank präziser Ausschilderungen Wanderungen gemacht werden.
26.08. Illecillewaet – Banff (Tunnel MountainTrailer–277km, kostenlos)
Am nächsten Morgen ging es auf den TCH zurück. Nach anfänglich trübem Wetter setzte sich zunehmend die Sonne durch, so dass die Bergspitzen von Nebelschwaden befreit wurden. Nach dem Rogerpass, der 1.323m hoch liegt und im Winter oft über 12m mit Schnee bedeckt ist, mussten wir die Uhren eine Stunde vorstellen. Über Golden, wo einige Dickhornschafe am Straßenrand zu bewundern waren, erreichten wir den Yoho NP. Hier sah man leider die Spuren des Borkenkäfers, der ganze Wälder absterben lässt. Die waren auch auf dem Weg zu einem der höchsten Wasserfälle Canadas, dem Takakkaw Falls, dessen Wasser stufenartig in 284m herunterstürzt, zu sehen. Am Parkplatz vor dem Kicking Horse Campground warnten uns streikende Mitarbeiter vor einer Serpentine, die manchem Camper den Schweiß auf die Stirn getrieben hatte. Da wir Abenteuer- und keine Erholungsurlaub gebucht hatten, riskierten wir die Fahrt. Die erste Kurve war problemlos zu durchfahren und wir fragten uns, ob das wohl die gemeinte 180° Kehre gewesen wäre. Einige Meter weiter sahen wir dann die Bescherung. Besorgt überlegten wir, ob man es dennoch riskieren sollte. Da glücklicherweise kein Fahrzeug in der Nähe war, fuhr ich erst einmal ein paar Meter geradeaus, stieg aus dem Auto und machte mir ein Bild. Es blieb nur eine Möglichkeit, zurück zu stoßen und das Wohnmobil nahe dem linken Abgrund zu steuern und danach das Lenkrad kräftig bis zum rechten Anschlag zu kurbeln. Oben warteten jetzt bereits die nächsten Fahrzeuge. Ich stieg schnell ein, fuhr etwas zurück, um ganz nah am Abgrund das Mobil langsam nach oben zu bringen. In der Mitte der Kehre kurbelte ich, was das Zeug hielt nach rechts ein und kam ca. 15cm vor der Felswand vorbei. Regine hatte mich die ganze Zeit von draußen eingewiesen und wir waren froh, die Sache gemeinsam gemeistert zu haben. Als uns weiter oben ein Bus entgegen kam, war unser Stolz schnell verflogen.
Nach 14km hatten wir dann unser Teilziel erreicht und gingen über den Yoho River bis zum Fuß der Takakkaw Falls. Es ist schon imposant, diese Wassermassen tosend zu Tale stürzen zu sehen. Die Rückfahrt war wesentlich unproblematischer und wir bogen danach wieder auf den TCH in Richtung Banff ein. Schon vor dem „Garmisch der Rocky Mountains“ beeindruckte uns die Gebirgswelt, die dem Ort selbst eine exponierte Lage beschert, die wohl weltweit einzigartig ist. Banff, malerisch im Tal des Bow River gelegen, ist das Zentrum des gleichnamigen National Parks. Hier reihen sich Shops, Restaurants und Hotels – auch eine Flaniermeile fehlt nicht – aneinander. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, hat reichlich Auswahl es unter die Leute zu bringen. Als wir den Campground erreichten und gefragt wurden, welche Kategorie wir wünschten, kam spontan von Regine:„Full hook up, please!“. Sie hatte zuvor den Hinweis auf den andauernden Streik mit Wohlwollen gelesen. Wohlgestimmt waren wir durch die sehr sauberen Sanitäranlagen und den phantastischen Blick auf die Bergwelt, der vom Stellplatz aus uneingeschränkt zu genießen war. Abends nutzten wir die Busgelegenheit für 2,-CAN$ und ließen uns in einem roten Oldtimer nach Banff-City kutschieren. Der Fahrer schmiss uns direkt an einem Internet-Cafe raus und wir nutzten diese Gelegenheit, um einige e-Mails nach Hause zu senden. Den netten Abend ließen wir in einem Pub bei Guinness, Rotwein und Livemusik ausklingen.
27.08. Banff – Lake Louise (Lake Louise Campgr.–77km, kostenlos)
So ein nobler Ort hat mit Sicherheit auch eine entsprechende Herberge. Am Rande von Banff steht ein wahrhaft bombastisches Hotel, welches zum größten Teil aus Natursteinen besteht, die vom Mount Rundle stammen. Hier baute einst die mächtige“ Canadian Pacifik Railway“ 1888 das im viktorianischen Stil gehaltene „Banff Springs“, damals eines der größten Hotels der Welt. Es verfügt nicht nur über luxuriöse Suiten und einen Golfplatz, der zu den zehn landschaftlich schönsten Plätzen der Welt zählt, sondern allein die Aussicht verschlägt einem den Atem. Der kommt auch ins Stocken, wenn man einen Blick auf die Karte wirft. Für eine Nacht Luxus mit drei Mahlzeiten und Golfplatznutzung muss man im Sommer immerhin $1.237,00 hinblättern. Wer sonst als „Fairmont“ hat sich dieses Prachtstück geschnappt. Es lohnt allemal hinein zu gehen. Mittags ging es weiter in Richtung Lake Louise, diesmal auf der romantischen 1A, die wenig befahren wird. Wir hofften endlich auf einen Bären. Was wir allerdings sahen, war zwar auch kräftig, aber vor allem laut, die Pacifik Railway. Vier Lokomotiven zogen insgesamt 90 Eisenbahn-Waggons und das mit oftmaligem Pfeifen. Einen Stopp legten wir am Johnston Canyon ein, wo eine Wanderung im Canyon zu den Wasserfällen führt. Als wir Lake Louise Village erreichten, mussten wir unsere Erwartungen leider etwas herunterschrauben. Das einzig Empfehlenswerte ist die dortige Bakery, wo man sogar Schwarzbrot bekommen kann. Nach ein paar Einkäufen checkten wir am Lake Louise Campground ein und bezogen neben einer kanadischen Familie unseren Stellplatz. Als wir mit den netten Leuten ins Gespräch kamen, berichtete der Mann von vier Grizzlys, die zwei Nächte zuvor dem Campground einen Besuch abgestattet hatten. Uns lief es augenblicklich kalt den Rücken herunter. Wenn so ein Grizzly will, dann ist kein Entkommen möglich. Auf 100m erreicht er immerhin die Geschwindigkeit eines Pferdes, stolze 50km/h. An sich ist er aber für den Menschen eher ungefährlich, es sei denn, er wird überrascht und die normale Fluchtdistanz wurde unterschritten. Offenbar hatten die Könige der einsamen Wälder nichts Verwertbares gefunden, sie kamen jedenfalls die nächsten beiden Nächte nicht zurück.
28.08. Lake Louise
Als wir uns am Morgen durch den japanischen Fotozirkus gedrängt hatten, waren wir wahrhaft überwältigt von dem, was wir sahen. Eine Kulisse, die nur eine schaffen kann, Mutter Natur. Gespeist vom Gletscherwasser des Victoria Glacier leuchtet da ein Juwel türkis schimmernd, umgeben von dunkelgrünen Wäldern über die eisige Gletscher thronen: der Lake Louise.
Einfach grandios dieser Anblick! Lake Louise genießt als Fotomotiv Weltruhm. Dieses Areal soll aber auch die Geburtstunde der Wanderbewegung in den Rocky Mountain gewesen sein. Und einer der schönsten Trails, der Plain Of The Six Glaciers – was soviel wie Ebene der sechs Gletscher bedeutet, war unser heutige Tour. Die ersten zweitausend Meter geht es am nördlichen Ufer entlang bis zum Zufluss des Sees. Hier wird das Wasser eher etwas mehlig, was auf die ständig mitgeführten Sedimente hinweist. Dieses sogenannte Gletschermehl sorgt schwebend für das blaue bis türkisfarbene Spektrum, welches uns an die Farben eines Juwels erinnert. Als wir den stetig ansteigenden Pfad durch einen Wald mit blauen Engelmannsfichten schwitzend passiert hatten, folgte ein mit Wildblumen bedeckter Abschnitt, der sich vom nachfolgenden öden Moränenfeld wohltuend abhebt. Wir sind froh über die Investition in ein paar gute Wanderschuhe, denen die kleinen Rinnsale nichts anhaben konnten. Als wir das Teahouse erreichten, gönnten wir uns die Tagessuppe und einen heißen Tee, die in dieser Höhe mit dem Panorama besonders angenehm erquickend wirkten. Kaputt, aber voller phantastischer Eindrücke ereichten wir nach insgesamt fünf Stunden wieder die japanischen Touristen, die fröstelnd jedes sich ergebende Motiv auf ihre Kameras bannten. Dass sie immer so frieren, hat möglicherweise seinen Grund im Gepäcklimit der Fluggesellschaft. Offenbar lässt die mitgeschleppte umfangreiche Fotoausrüstung keinen weiteren Spielraum für etwas dickere Klamotten zu. Japanisch zeigt sich auch das Chateau Lake Louise, das eher einen Sanatorium gleicht und unseres Erachtens eine Disharmonie zu dieser wunderbaren Landschaft darstellt. Nichtsdestotrotz scheffelt hier die Faimont-Gruppe gehörig Kohle ab, seitdem man sich dem Pauschaltourismus geöffnet hat.
29.08. Lake Louise – Icefield Parkway (Campgr. Waterfowl Lake–154km, kostenlos)
14km weiter, den mit über 3.500m hohen, eisbedeckten Mount Temple im Blick, gelangten wir an den kleineren und schmalen Moraine Lake. Was uns sofort auffiel, waren die Spiegelbilder der Bergflanken und leuchtenden Gletscher im blauen See. Diese Bergwelt wurde nach dem Indianer-Wort „Wenkchemna“ benannt, das übersetzt „zehn“ heißt und die 10 Bergspitzen um den reizvollen See charakterisiert. Ein Pfropf aus herabgestürzten Felsen verhindert das Auslaufen des Schmelzwassers. Ein Besucher verkannte dies und hielt das Geröll für eine Endmoräne.
Daher offenbar der Name Moräne. Der Rockpille Trail, nur 1km lang, bietet einen beeindruckenden Blick vom Pfropfen aus in das „Valley of Ten Peaks“. Da diese Strecke, obwohl bergauf, auch für Städter nur ein Klacks ist, nahmen wir uns zusätzlich die schöne Wanderung zum Consolations Lake vor. Als wir mehrere hundert Meter über Geröll nach oben gestiegen waren und kein Mensch weit und breit zu sehen war, bekamen wir Beide plötzlich das große Fracksausen. Am Moräne Lake hatte uns nämlich zuvor jemand von einer Bärin erzählt, die zwei Junge bei sich führt und in dieser Gegend herumstreifen soll. Wie auf Kommando kehrten wir um, immer den Blick suchend nach der Kleinfamilie. Am Moräne Lake waren nun auch die fröstelnden Fotografen in ihren Bussen eingetroffen, so dass wir flugs das Weite in Richtung Lake Louise suchten. Nachdem wir unser treues Gefährt mit Benzin versorgt hatten, brachen wir auf dem Highway 93, dem Icefield Parkway, in Richtung Jasper auf. Während der Depression zwischen 1931 und 1940 haben Arbeitslose diese grandiose Strasse erbaut. Gewissermaßen war damit die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) in Kanada aus der Taufe gehoben worden. Aber ernstlich, aus heutiger Sicht eine Investition in die Zukunft Tourismus, die die Dollars noch lange und üppig in die kanadischen Kassen spülen werden lassen. Die berühmteste Panoramastrecke Kanadas bei stark bewölktem Himmel fahren zu müssen, ist eine Sünde schlechthin. Wir hatten nach anfänglichem Regen dann doch Glück, dass der Himmel etwas aufriss und wir die Gletscher und wildgezackten Gipfel zu sehen bekamen.
Ungemein reizvoll erschien die immer wieder andere türkis-blaue Färbung der entlang des Highway führenden Seen. Einer der besonders eindrucksvoll strahlt, ist der Peyto Lake, der vom gleichnamigen Viewepoint aus wunderbar zu betrachten ist. Zur Linken erkennt man ein graues Wasserband mit großen Mengen Gesteinsmehl, das in den See einfließt. Die schweren Teile sinken zu Boden und die leichteren sorgen letztendlich durch selektive Reflexion des grünen und blauen Bereichs des sichtbaren Lichtspektrums für den einzigartigen Farbschimmer des Sees. Von hier oben in 2.000m Höhe hat man einen weitschweifenden Ausblick, der allemal wert ist, festgehalten zu werden.
Wenig später kommt auf dem Highway der Mount Chephren in Sicht, an dessen Fuße sich der Waterfowl Lake Campground befindet. Wir hatten Glück, der Streik dauerte an und wir konnten uns in der Nähe des gleichnamigen Creeks einen idyllischen Stellplatz suchen. Schnell waren die unterwegs gesammelten Pilze geputzt, die Feuerstelle mit dem gebunkerten Scheiten bestückt und kurze Zeit später genossen wir die Steaks mit Pilzen und Folienkartoffel. Der obligatorische Oganagan-Rotwein durfte natürlich nicht fehlen.
30.08. Icefield Parkway – Jasper (Whistlers Campgr.–128km, 22,-CAN$)
Gespannt starteten wir am Morgen bei herrlichem Wetter zu einem weiteren Höhepunkt, dem wohl schönsten Teil des Icefield Parkways in Richtung Jasper. Was wir dort zu sehen bekamen, war gelinde gesagt grandios. Die Reiseführer übertreiben wirklich nicht, wenn sie von einer der schönsten Strassen der Welt sprechen. Ich persönlich habe vor zwei Jahren eine davon bereist, die Route „Number One“ von Los Angeles nach San Francisco und war vom Pazifik-Highway hellauf begeistert. Der Icefield Parkway reiht sich mit den vielen Eisströmen, die fast bis zur Straße reichen, die bis zu 3.600m hohen schneebedeckten Gipfel, die gewaltigen Findlinge und die quick lebendigen Flüsse, an denen sich stille unberührte Wälder anlehnen, in diese Gilde würdig ein. Wir kamen uns fast vor wie bei der ARD – zwar saßen wir auch in der ersten Reihe, aber wie lang eine Szene laufen sollte, bestimmten letztendlich wir selbst.
Man kann nicht an allen 19 Viewspoints halt machen. Wir haben uns aber einen ganzen Tag Zeit genommen und einige Glanzstücke wie Howse Valley, Mount Wilson und das Columbia Icefield mit dem Athabasca-Gletscher, der mit seinem Abschmelzungsprozess deutlich macht, wie schnell sich unser Klima durch fortschreitende Industrialisierung erwärmt, besichtigt.
Eben dieses 300km² große Eisfeld ist der Ursprung für drei bedeutende Flusssysteme. Die Wassermassen des Athabasca Rivers strömen über den Mackenzie ins Polarmeer. Der North Sakatchewan River speist die Hudson Bay und last bat not least der Columbia River mündet in den Pazifik. Eine sehenswerte Ausstellung, die unter anderem ein Modell des gesamten Columbia Icefield zeigt, sollte man im Icefield Visitor Centre nicht versäumen.
Wir fuhren weiter und blickten von einem Aussichtspunkt über das Tal des Sunwapta River auf den Stutfield Gletscher und den Mount Kitchener. Am Anfang der 93A donnert der Athabasca River mit seiner gesamten Gewalt 12m tief in einen kurzen Canyon. Durch die sich bildende Gicht zeichnet die Sonne einen Regenbogen. Was die Kraft des Wasser verrichten zu vermag, zeigt ein Blick in den Kessel, der aussieht als wäre er mit Sandpapier bearbeitet wurden.
Bearbeitet wurde offenbar auch die Geschäftsführung der National Parks, denn als wir kostenlos in Whistlers Campground einrücken wollten, war der Streik beendet und wir mussten wieder berappen. Das schien eine Wapitiherde nicht zu interessieren, denn sie ließ sich unweit von uns nieder ohne einen Parkschein gelöst zu haben. Sie scheinen hier des Öfteren zu logieren, von Angst war da keine Spur zu entdecken.
Wohnmobil-Rundreise von Vancouver über die Rocky Mountains nach Vancouver Island Teil 2
31.08. Jasper – Maligne Lake – Jasper (Campgr. Whistlers–120km, 26,-CAN$)
Ziemlich früh weckte uns heute ein Sonnenstrahl. Diese Gelegenheit nutzend, begannen wir sofort mit dem morgendlichen Prozedere und konnten bereits 08:15 Uhr – übrigens neuer Kanada-Rekord – in Richtung Maligne Lake aufbrechen. Dass der frühe Vogel den Wurm fängt, stimmt offenbar nicht immer, denn wir sahen wieder einmal keinen Bären in Richtung des Sees. Fast 50km weiter liegt der in einer majestätischen Bergwelt eingebettete Gletschersee, der in seiner Art der Größte in Kanada ist. Auch er besticht mit seiner türkis-blauen Farbe, die hier auf 1.600m offensichtlich zur Normalität gehört. Wir fragten uns nur, warum hat er so einen „bösen“ Namen? Der Guide auf dem Ausflugsschiff, das wir für 70,-CAN$ gebucht hatten, klärte uns mit folgender Antwort auf: Ein in den Athabaska River einmündender Fluss hat diesen Namen bekommen, weil durch seinen starken Strudel immer mal wieder Boote kenterten. Das hatten wir nicht zu befürchten, denn unser Motorboot war auf den neusten Stand. Wir fuhren also in Richtung Südzipfel. An Bord waren mindestens Menschen aus sechs Nationen. Die ruhige Fahrt auf dem türkisfarbigen Wasser erinnerte an ein Liebespaar. Die satten grünen Wälder mit vereinzelten eisfreien Bergen bilden sozusagen das Vorspiel. Nach einem Drittel des 22km langen Sees kommen steile gratige Gipfel hinzu. Und je näher wir dem Südzipfel kamen, umso eindrucksvoller wurde die Kulisse. Hufeisenförmig umschließen mehrere Dreitausender mit ihren silbrig leuchtenden Gletschern diesen herrlichen See. Aber auch grüne Wälder fügen sich harmonisch an. Die Anzahl der Motive übersteigt bei weitem jede Kapazität einer digitalen Kamera. Der Höhepunkt des Aktes aber war der Blick ein Stück weit ab der Bootsanlegestelle auf ein winzig kleines bewaldetes Stückchen Land, das von türkisfarbenen Wasser umgeben und von spektakulären eisbedeckten Gipfeln eingerahmt wird: Spirit Island. Diesen Anblick vergisst man wahrlich sein ganzes Leben nicht.
Die Rückfahrt erinnert an ein Nachspiel – allmählich findet man wieder Boden unter den Füssen. Bei klarem Verstand und genauer Beobachtung muss man aber feststellen, dass die Insel eigentlich „nur“ eine Halbinsel ist.
Dieser Tag schien unser Glückstag zu sein, denn an einem mit wenig Wasser gefülltem Flussbett, erblickten wir plötzlich eine Herde Dickhornschafe. Wenige Meter weiter sah ich einen PKW langsam davon fahren. Als wir uns mit dem Wohnmobil der Stelle näherten, trauten wir unseren Augen nicht. Ein Schwarzbär fraß seelenruhig von einer Böschung am Straßenrand rote Himbeeren. Ich parkte am linken Rand und schaltete die Warnblinkanlage ein. Schnell stieg ich aus und richtete die Kamera auf das langersehnte Objekt. Der machte aber keine Anstalten Notiz von mir zu nehmen, so genüsslich verzehrte er die süßen Früchte. Am liebsten hätten wir ihn über sein glänzendes schwarzes Fell gestreichelt, aber da wäre er mit Sicherheit angriffslustig geworden, denn wer teilt schon gern mit anderen.
Da uns auf der eigentlich recht selten befahrenen Strasse ein Bus entgegen kam, fuhren wir langsam, mit der Genugtuung endlich den Schwarzbär beobachtet zu haben, weiter. Nach einem Kurzstopp am Maligne Canyon, wo sich der tobende Maligne River durch eine pittoreske Kalksteinschlucht einen Weg gebahnt hat, gelangten wir zur Seilbahn „Jasper Tramway“. Das 2 Kabinen-Kabelsystem wurde übrigens von einer Saarländischen Firma erstellt und brachte uns auf 2.300m. Während der kurzen Fahrt (21,-CAN$ pro Nase) erhält man Informationen von einem Studenten. Er sprach leider relativ schnell, um viel Wissenswertes an den Mann zu bringen. Für uns bedeutet wegen der lückenhaften Sprachkenntnisse aber manchmal weniger mehr. Von der Bergstation gelangten wir über einen Pfad vorbei an Flechten, Moosen und violett-blühenden Kriechpflanzen hinauf zum Mount Whistler. Der Landschaft hier oben kann man eher kargen, hochalpinen Charakter zuordnen. Phantastisch zeigte sich der 360°-Rundblick, wo man im Norden klar das Columbia Icefield erkennt. Jasper, unter uns, liegt ähnlich seinem Anfangsbuchstaben im Tal des Athabasca River und gilt als Zentrum des gleichnamigen National Parks.
Wir nutzten im Ort eine Laundry, um den Wäschevorrat wieder aufzufüllen. Geht recht praktisch das Waschen und Trocknen, wenn man dabei bei einer Tasse Kaffee im Internet surfen kann. Frisch gestylt gingen wir anschließend zu Earls speisen. Nicht nur die Karte dort bot Ausgezeichnetes, nein auch die Berge, die durch die große Fensterfront im ersten Stock sichtbar werden, ließen einen schönen Abend ausklingen.
01.09. Jasper – Wells Gray (Campgr. Clearwater Lake–391km, 14,-CAN$) Meilen schruppen war das Motto des Tages. Dieses Argument überzeugte meine Frau das erste Mal am Steuer Platz zu nehmen. Es ging ausgesprochen gut – Frauen engagieren sich offenbar recht schnell mit der Automatik. Als ich ihr den Tempomat zeigte, war sie hellauf begeistert. Hoffentlich besteht sie nicht bei unserem nächsten PKW-Kauf auf den Verzicht des Schalthebels, den Männer doch so gern lässig betätigen. Nach kurzer Zeit erreichten wir Brithisch Columbia und gewannen durch die Zeitumstellung eine Stunde zurück. Weiter ging es auf dem Yellowhead Highway, der übrigens nach einem Indianer benannt wurde, der „aus der Reihe tanzte“, denn er hatte einen auffallenden Blondschopf.
Der Höchste der kanadischen Berge, der mit 3.954m hohe Mount Robson, zeigte uns nicht sein schneebedecktes Haupt. Wie so oft trug er einen Schleier. Kein Fortune hatten wir auch am Rearguard Falls, wo noch vor drei Tagen Chinook Lachse springend zu beobachten waren. Uns hatte ein Schwabe während der Bootstour auf dem Maligne Lake noch Fotos davon gezeigt. Vielleicht ist uns das Glück im Wells Gray Park wieder hold. Wir verließen den Highway 16 und bogen auf den Highway 5 ein und düsten entlang der Cariboo- und Monashee Mountains bis Clearwater. Unterwegs sahen wir ab und zu Rehe. In Clearwater tankten wir, gingen anschließend in den Supermarkt und vergaßen den Liquor Store nicht, um den guten Roten vom Okanagan zu erstehen. Auf ging’s zur Bailey’s Chute, an der wieder ein Hindernis für unsere geliebten Salmons zu überwinden ist. Diesmal hatten wir mehr Glück und konnten einige Chinooks beobachten, wie sie im Jump weiter flussaufwärts zogen. Von dort waren es nur noch wenige Kilometer auf der Schotterstrasse bis zum idyllisch gelegenen Clearwater Lake Campground. Hier brutzelten wir die am Bailey’s Chute gefundenen Birkenpilze und legten als Beilage noch zwei „Sirlion Grilling Steak Boneless“ mit Folienkartoffeln dazu. Nur gut, dass die Waage in Deutschland zurück geblieben war.
02.09. Wells Gray – Lone Butte (Campgr. Loon Bay Resort–170 km, 23,50CAN$)
Nach einem Morgenspaziergang am See holperten wir die Schotterpiste retour. Ein weiterer Abstecher zu den springenden Lachsen brachte nur insoweit Erfolg, als dass wir riesige Rotkappen und einige Birkenpilze förmlich einsammeln konnten. Die Riesen machten auf zwei Damen aus der Schweiz enormen Eindruck, so mussten wir als Motiv für die entgangenen Salmons herhalten. Während Regine am Steuer ihre Fahrkünste demonstrierte, putzte ich fluchs die herrlichen Fruchtkörper. Als der Schotterweg zu Ende war, bogen wir rechts auf eine asphaltierte Strasse ab, die direkt zum Parkplatz der Helmken Falls führt. Die Mühe hatte sich wahrlich gelohnt, denn mit Getöse und wunderschöner Gicht stürzen die Wassermassen des Murtle River in 137m Tiefe. Mich erinnerte dieser Anblick an ein altes russisches Märchen, wo die Hexe einen dunklen Kessel mit irgendeiner Brühe über dem Feuer sieden lässt, so dass es nur so quirlte und dampfte. Mit seiner Unberührtheit, den wilden Creeks und den stillen Wäldern hat der Walls Gray Park auch seine Faszination und wird sehr gern von Mitteleuropäern besucht. Die Schwarzbären-Population soll hier übrigens die der Rockies übertreffen. Wir konnten das leider nicht bestätigen …
Über Clearwater, Little Ford fuhren wir auf der 24 bis Lone Butte und nutzten dort den wunderschönen direkt am See gelegenen Campground, der unseren Notebook und der Kamera dank „full hook up“ wieder Leben einhauchte. Die gesamte Anlage ist sehr großzügig und hübsch angelegt, man denkt unweigerlich an die Mecklenburger Seenplatte, nur liegt dieser Lake um einige hundert Meter höher. Eine Wanderung entlang des Sees und das obligatorische Feuerchen beschlossen einen wechselhaften Tag.
03.09. Lone Butte – Squamisch (Alice Lake Campgr.–357km, 22,-CAN$)
Früh aus den Federn ging es nach einer sternklaren Nacht. Der See lag spiegelglatt vor uns und wir drehten noch eine Runde. Ein Stück vorbei an der Seenlandschaft erreichten wir den Highway 97 und waren bald darauf in Clinton. Hier ging einst der Goldrush Trail entlang. Dass diese Zeiten längst vorbei sind, merkt man dem Ort auch an. Wir entschieden uns für die alte Cariboo Wagon Road, die ich in einem Reiseführer mal gelesen hatte und wollten damit 50km Fahrt einsparen. Hätten wir vorher gewusst, was das für ein Höllenritt wird, wären wir sicherlich treu und brav den Highway weiter gefolgt. Bis zum Downing Campground war die Strecke romantisch. Auf einem Mustang kam uns eine Cowboy-Lady entgegen geritten und trieb eine Herde schwarzer Rinder vor sich her – wau, der Wilde Westen lässt grüßen! Aber nach dem Kelly Lake befanden wir uns umgehend auf einer Schotterpiste, die bis zu 14% berauf anstieg. So schmal der Weg auch war, so abrupt ging er auf der rechten Seite in die Tiefe. Unser Radabstand hätte nicht 25cm breiter sein dürfen, wir wären sicherlich nicht durchgekommen. Von der linken steilen Felswand waren kleine Felsbrocken auf den Weg gefallen. Wir dachten jeden Augenblick, wann fällt der Nächste auf das Dach unseres Gefährtes. Als wir den Anstieg endlich geschaffte hatten, musste ich das T-Shirt wechseln, so nass war es geschwitzt. Nach weiteren 15km, die durch Schlamm, eine Furt und über Geröll führten, erreichten wir Pavilon. Glücklicherweise endete unser „Ritt nach Santa Fe“ ohne Komplikationen. Wie die Landschaft dort im Spielfilm, so sah dieser kanadische Teil auch aus. Selbst die Mitwirkenden in dem Film, die Indianer – Nativ genannt – waren hier zu sehen. In Reservate gezwungen, bestimmen heute Alkohol und Drogen zum Teil ihr Leben. Die gesamte Gegend wirkt sehr unerfreulich auf die Besucher. Da haben die Nordamerikaner auch ein Problem mit ihrer Geschichte …
Durch den Dreck angelockt, überquerte plötzlich ein großer Schwarzbär vor Pemberton den Highway. Wir konnten ihn gerade noch fotografieren, bevor er sich ins Gebüsch trollte. Der Highway 99, auf den wir weiter nach Süden fuhren, hat viele Gesichter. Vom steppenähnlichen Charakter wechselt die Szenerie nach Pemberton schlagartig in wilde grüne alpine Landschaft. Der Seton Lake und vor allem die Duffe Lake Road waren ein weiteres Highlight auf unserer Reise. Bis Wistler, dem Olympiaort für 2010, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Der Wintersportort seinerseits besticht im neuen modernen, aber auch traditionellen architektonisch reizvollen Gewand. Da hat das zweitgrößte Land der Erde bereits kräftig investiert. Man kann den Kanadiern nur gratulieren, wie famos sie sich zu den Winterspielen präsentieren werden. Natürlich weist vieles bereits auf das Großereignis hin. Nach Wistler fuhren wir noch einige Kilometer weiter immer mit den Blick auf die herrlichen Coast-Mountains bis zum Campground „Alice Lake“. Der war zwar bereits ausgebucht, dennoch kamen wir auf dem benachbarten Picknic-Parkplatz unter, mussten aber ungerechterweise den vollen Obolus zahlen.
04.09. Squamisch – Vancouver Island (Goldstream Campgr.–179km, 22,-CAN$)
Der Mensch freut sich bekanntermaßen auf Neues. Vancouver Island war heute unser Traumziel, die größte Pazifikinsel Nordamerikas. Doch bevor wir dort mit der Fähre landeten, hieß es erst einmal drauf zu kommen. Wenn die Highways „99“ und „1“ von Squamisch kommend eine Strasse bilden, dann sollte man unbedingt der Ausschilderung „BC Ferries“ folgen. Ab Exit 4 – „BC Ferries“ – müssen sie herausfahren und zweimal links abbiegen, so dass sie auf die Gegenseite dieser beiden Highways kommen. Man fährt dann also wieder zurück und wird automatisch zu den „BC Ferries“ geleitet. Dort werden sie vom Personal in die richtige Spur nach Nanaimo eingewiesen. Verpasst man den Exit 4, so ist das kein Problem, denn die weiteren Exits mit „BC Ferries“ führen auf die gleiche Weise zum Ziel, nur wird die Strecke, die man auf der Gegenseite zurück fahren muss eben entsprechend länger. Bei unserer langen Leitung waren das immerhin vier bis sechs Kilometer mehr.
Verdutzte Gesichter machten wir als die junge Dame den Preis für 2 Personen mit Wohnmobil (6,60m) verkündete. Stolze 107,-CAN$ für eine Strecke! Wir hatten aber Glück, das Einchecken dauerte nur wenige Minuten. Nach den Erfahrungen mit Color-Line (Dänemark – Norwegen) waren wir auf wesentlich mehr Zeitaufwand eingestellt. Die Überfahrt gestaltete sich dank des sonnigen Wetters ausgesprochen kurzweilig. In Nanaimo, hier findet jährlich im Juli ein Badewannerennen über die Meerenge nach Vancouver (immerhin 55km) statt, fuhren wir auf dem TCH weiter bis zum Goldstream Campground, rund 20km vor Viktoria. Diesen Platz kann man durchaus empfehlen, da er zum einen sehr ruhig liegt und zum anderen viele alter Zedern beherbergt. Wegen ihrer enormen Höhe erscheint das Gelände etwas finster. Lohnenswert ist ein Trail, der entlang des Flusses führt und unterhalb des Campgrounds beginnt.
05.09. Goldstream Campground – Victoria (West Bay Marina-26km, 10,-CAN$)
Sehr früh fuhren wir auf dem TCH nach Victoria, in der Hoffnung am Laborday-Weekend dennoch einen Stellplatz nahe der Innenstadt ergattern zu können. Nachdem wir vergebens nach der Straße zum „West Bay Marine Park“ suchten, landeten wir unverhofft am Kilometerstein „0“ des Trans Canada Highway. Diese Gelegenheit beim Schopf packend, schossen wir unser erstes Foto in der Hauptstadt BC’s.
Danach fanden wir den privaten Campground zwar recht schnell, doch war er bereits belegt. Glücklicherweise bekamen wir von der netten Dame am Service einen Parkplatz unmittelbar nebenan zugewiesen, für den wir nur schlappe 10,-CAN$ löhnen mussten. Der Richtige wäre um das Vierfache teurer gewesen, hätte aber „full hook up“ gehabt. Mit einem hübschen kleinen Wassertaxi schipperten wir komfortabel vom „Äußeren Harbur“ zum „Tourism Info Center“, welches sich direkt an der Promenade der City befindet. Nach Wochen der Wildnis waren wir vom Flair und dem Getümmel einfach begeistert. Indianer, die ihr handwerkliches Geschick zeigten, Maler und Musiker verschiedener Stilrichtungen wetteiferten um die Gunst der Besucher, ohne in irgendeiner Weise aufdringlich zu wirken. Eingerahmt wurde das Ganze durch die beeindruckende Kulisse von „Parlament Building“, dem Nobelhotel „The Empress“ und seeseitig von einer Reihe imposanter ehrwürdiger Schiffe, die zu Ehren des Labordays ein Treffen veranstalteten. Nachdem wir bei „Prince of Whales“, das sich unter dem Info-Center befindet, für 59,-CAN$ eine Whalewatching gebucht hatten, schlüpften wir eine Stunde später in rote wasserabweisende Anzüge und fuhren langsam mit einem Zodiac durch den Hafen. Als wir das offene Meer erreichten, ließ unser Guide die 2 x 200PS Motoren aufheulen und ab ging’s mit einem Affenzahn über die Wellen.
Wir flogen förmlich über das Wasser und kosteten mit Jubel die waaghalsigen Sprünge aus. An Sooke vorbei, wo ein Angelboot dem anderen auf den Füßen stand, ging es in Richtung Pazifik. Nach einer Stunde wilder Raserei sichteten wir den ersten Orca. Kamera raus und auf eine gute Gelegenheit wartend, beobachteten wir das Auftauchen des Killerwals. Einmal nur sprang er, aber die Fixierung der Kamera und meine träge Körpermotorik verhinderten dieses Schauspiel festzuhalten.
Dennoch schossen wir viele Bilder von dem schwarz-weißen Körper und dem prägnant senkrecht nach oben heraus ragenden Schwert. Weiter hinten tummelten sich noch einige andere Wale. Der Guide versuchte etwas näher zu kommen, aber ein Abstand von mindestens 50m ist vorgeschrieben.
Ein wunderbares Gefühl befällt einem, diese für den Menschen ungefährlichen majestätischen Tiere aus nächster Nähe beschauen zu können. Die Wale sind hier in den Küstengewässern sesshaft und eigentlich gut auszumachen, zumal man an Bord über Funkkontakt zu den anderen Booten verfügt. Mit Mordstempo ging es bei herrlichem Sonnenschein zurück nach Victoria. Wir waren uns alle einig, dieser Ausflug war seinen Preis wert.
Nach ausgiebigem Stadtbummel auf der Government St., dem Market Square, wo die Engländer in früheren Jahren Opium hergestellt haben sollen, und dem Komplex rund um das Parlament, schipperten wir mit dem Wassertaxi zu unseren rollenden Hotel zurück. Übrigens kam die Hin- und Rückfahrt pro Nase 8,-CAN$ und das zu ermäßigten Bedingungen – eine faszinierende City hat eben auch faszinierende Preise.
06.09. Victoria – Victoria-Sidney (Parkplatz am Meer–30km, 8,-CAN$)
Bei herrlichem Sommerwetter fuhren wir nach einer Runde am Hafen Richtung Norden nach Sidney. Unseren Notebook und die Kamera hatten wir zwischenzeitlich an der Rezeption aufladen lassen. Sidney – ein malerischer Ort direkt am Meer, sehr gepflegt und mit einem großen Yachthafen lud uns zum Verweilen ein. Unübersehbar waren die gepflegten mit Blumen arrangierten Grünanlagen. Überall hingen beeindruckende Blumengirlanden, der Rasen war englisch kurz gehalten. Am Pier trafen wir ein junges Pärchen aus Thüringen, die derzeit bei Frankfurt arbeiten und wohnen. Sie hatten eine Tour von Alaska über BC/Alberta und den USA mit einem Van hinter sich und genossen die letzten Tage hier auf Vancouver Island. Vergangenes Jahr war die junge Frau bereits in Kalifornien. Einfach toll, was manche Jugendliche so auf die Beine stellen. Beide, so erzählten sie, arbeiten bei einer Bank und müssen entsprechend lang schufften. Glücklicherweise kommt da doch einiges an Money zusammen, was das Paar zum Ausgleich in große Reisen investiert. Schade nur, dass in Ostdeutschland der Arbeitsmarkt so abgegrast ist, sie wären gern in Thüringen wieder einer Arbeit nachgegangen.
Untergekommen waren wir auf einem Parkplatz, einen Steinwurf vom Meer entfernt. Als wir für den Parkautomaten einen Schein in Dollarmünzen wechseln wollten, kam uns ein Kanadier entgegen, den man bereits von weitem an seinem Gang identifizieren konnte – in Sachsen würde man „Putzhauer“ zu ihm sagen. Er war gerade seinem Mercedes-Sport entstiegen und schlenderte zum Yachthafen. Als er uns mit einem 10,- Dollarschein am Parkautomaten handieren sah, reichte uns „Nobel-Hobel“ ein 2-Dollarstück und war fast beleidigt, als ich ihm den Dollarschein zum Wechseln unter die Nase hielt.
07.09. Sidney – Vancouver (Campgr. Fort Langley–242km, 26,95CAN$)
Gegen 10:00 Uhr bestiegen wir die Fähre Sidney – Anacortes. Wir hatten laut Reiseführer die schönste Überfahrt von Victoria nach Vancouver ausgesucht und wollten nebenbei den Bundesstaat Washington besuchen. Die Einwanderungsbehörde der USA fühlte uns zwar gehörig auf den Zahn, kein Wunder, wenn man an den 11. September 2001 denkt. Die Inselwelt zwischen Vancouver Island und der USA entschädigte uns dafür aber reichlich. In Anacortes angekommen bestieg der US-Zoll gleich unser Wohnmobil, ging sogar in den Kühlschrank und verschwand mit zwei Orangen. Es war kurz nach Mittag und die Leute hatten sicherlich kräftigen Hunger …
Die Fahrt in Richtung Vancouver erwies sich nicht unbedingt prickelnd, der kanadische Zoll fragte uns nur nach der Zeit, die wir bereits in Kanada verbracht hatten und wollte nicht einmal die Pässe sehen. An unserem letzten Campground ließen wir noch einmal die Flammen so richtig lodern und tranken in Wehmut unser letztes Bier bzw. unseren letzten Okanagan-Rotwein. Knapp 3.000km hatten wir mit unserem rollenden Hotel ohne irgendwelche Probleme zurückgelegt – es war uns wahrlich ein treues Gefährt.
08.09. Fort Langley – Vancouver (Hotel Ramada Inn–17km, im Preis inbegriffen)
Recht früh rasselte der Wecker. Wir hatten uns nicht vertan, denn wir wollten beizeiten das RV bei „Travelland“ in Langley abgeben. Als wir dort auf dem Hof vorfuhren, hatten wir genau 3.000 und 2km Reise hinter uns, also eine Punktlandung. Der Checkout klappte problemlos und ging schnell vonstatten. Wir bekamen die 500,-CAN$ auf unserer Kreditkarte wieder gutgeschrieben und bedankten uns für den ausgezeichneten Service. Es ist schon sehr angenehm, das Wohnmobil nur besenrein übergeben zu müssen und danach ein wartendes Taxi vorzufinden. Was der RV-Vermieter nicht beeinflussen konnte, war der indische Fahrer, der wohl noch viel Anstand lernen muss, um jemals ein anständiges Trinkgeld bekommen zu können. Das Einzige, was er beherrschte, waren die Laute der Ochsen, die am Ganges so manches schwere Gespann ziehen müssen. Wir waren heil froh, als unser Hotel in Downtown in Sichtweite kam. Der Reiseveranstalter meinte es sicher mit den Herren gut, die ohne weibliche Begleitung drei Wochen lang unterwegs waren, denn er hatte ein Hotel direkt im Rotlichtviertel ausgewählt.
Wir wählten als Erstes das Restaurant „Top of Vancouver“ im „Harbour Tower“ aus und umgingen damit die 20,-CAN$ Eintritt für die Aussichtsplattform „The Lookout“ im 40. Stock. Bei vorzüglichem Heilbutt genossen wir eine Stunde lang die Rundsicht auf die Stadt mit ihrer fantastischen Umgebung. Anschließend war die größte Mall im „Pacific Centre“ angesagt, aber dazu kann Regine wesentlich mehr berichten. Ich halte es da eher mit Eugen Roth, der zum Thema Mitbringsel folgendes schrieb:
“Doch kann’s selbst Guten kaum gelingen,
Heut noch was Schönes mitzubringen.
Ist doch die ganze Welt im Grund
Nur übervoll vom gleichen Schund!“
Um 19:00 Uhr ertönte dann die „Steam Clock“, die stündlich gehörig Dampf ablässt. Sie wird vom zentralen Dampfheizungs-System der Stadt angetrieben und ist schlechthin die Attraktion in „Gasttown“, welches „Gassy Jack“ vor vielen Jahren gründete. Aber die Geschichte mit dem Whiskyfass könnt ihr ausführlich in den Büchern nachlesen. Nur soviel: Erfolg stellt sich zwangsläufig ein, wenn man das schöne Geschlecht offerieren und dazu noch Whisky reichen kann – da wird auch der stärkste Mann schwach.
09.09. Vancouver und Rückflug nach Frankfurt mit Resümee der Reise
An diesem Tag konnten wir nicht mehr das Ende dieser Kanada-Reise verdrängen. Unaufhaltsam rückte der Heimflug näher und die Mitbringsel waren immer noch nicht komplett. Irgendwann kommt dann doch der Zeitpunkt des Zugreifens. Alles wenn und aber hat dann ein Ende. Ich traute meinen Augen nicht, denn Regine schlug mit aller Gewalt bei Nike zu. Nicht ein Paar Turnschuhe, nicht zwei, nein gleich drei Paar ließ sie sich einpacken. Schön für die Kinder, aber wie sollten wir diese Dinger im Reisegepäck unterbekommen? Da ich auch noch einen Fishfinder günstig erstehen konnte, aber für die Travelschecks nicht unterschriftberechtigt war und die Master-Card auf ihren Namen läuft – oh Männer, was ist aus uns geworden – mussten wir zwangsläufig wieder zu dem Marine-Geschäft zurück. Mit sämtlichen Gepäck inklusive 3 Paar Turnschuhen unternahmen wir eine „Stadtrundfahrt“ per Pedes entlang der Granville-Street. Granville-Island, das wir von der Brücke sahen, erschien uns in dieser Situation weniger beschaulich. Als wir endlich mit dem Echolot das Taxi bestiegen, waren wir ziemlich kaputt und durchgeschwitzt. Nach 30 Minuten erreichten wir den Airport und erkannten die Leute vom Hinflug wieder. Als wir kurz vor dem Zoll standen, sah ich auf einem Bildschirm, dass man die GST (Goods and Service Tax – Kanadische Bundessteuer 7%) unter bestimmten Bedingungen erstattet bekommen würde. Da wir über 50,-CAN$ an GST bezahlt hatten, erhielten wir nach Abzug von Gebühren 48,-CAN$ bar zurück. Schade nur, wir hätten alle Kassenbons aufheben sollen. Im Airport befand sich „Tax Refund“ gegenüber dem USA-Schalter. Man muss sich zuerst auf seinen Quittungen einen Stempel holen. Damit wird bestätigt, dass man mindestens 50,-CAN$ an GST auf ausgeführte Waren berappt hat, wobei Kleckerbeträge keine Berücksichtigung finden. Eine GST-Nummer sollte ebenfalls auf der Quittung sein. Uns fehlte bei einer Rechnung zwar eine, trotzdem wurde sie anerkannt. Absetzbar sind Kosten für Hotels, teilweise Campgrounds und Mitbringsel. Einen Schalter weiter bekamen wir dann das Geld, musste neben dem Pass trotzdem die Kreditkarte vorweisen – weis der Geier warum.
Mit unserer Traum-Airline ging es auf den durchgesessenen engen Plätzen von Vancouver über Edminton zurück nach Frankfurt. Der Flug dauerte ca. 10 Stunden. Wir waren gerädert, als wir die Maschine endlich verlassen durften. Der Jet-Lag bereitete uns noch Tage danach Probleme, aber alles hat eben seinen Preis.
Apropos Preis. Was haben sie denn für die Reise berappt, werden sich Einige fragen ? Nimmt man die knapp 4.000,-€, die „SK touristik/WKD“ für zwei Hotelübernachtungen, Transfers und Wohnmobil mit 3000 Freikilometern genommen hat, so kamen noch knapp 1.500,-€ für Benzinkosten, Campgroundgebühren, Einkäufe, Restaurantbesuche, Eintrittspreise, Taxi und Fährkosten für zwei Personen hinzu.
Dennoch hat sich das Sparen auf diese wunderbare Reise gelohnt. West-Kanada – das sind einsame Wälder, die smaragdgrüne Seen umschließen, das sind schneebedeckte Gipfel der Rocky Mountains, von denen zahlreiche Gletscher ihre Zunge in die Täler strecken, das ist eine Pazifikküste, die zerklüftet und oftmals rau erscheint, das sind Städte unterschiedlichen Couleurs. Victoria, eine Perle mit quirligem Herz im alt-englischen Stil oder die Weltstadt Vancouver, die über ein einzigartiges Panorama verfügt und kosmopolitisches Flair ausstrahlt. Kanada hat aber noch andere erwähnenswerte Nettigkeiten. Da ist vor allem die Gastfreundlichkeit zu nennen. Wir hatten oft das Gefühl, liebenswerten hilfsbereiten Menschen zu begegnen, die Gespräche suchen. Und wenn man dazu noch aus Germany kommt, dann verbinden oft deutsche Wurzeln diese Begegnungen. Ich kann mich noch an Lake Louise erinnern, als ein kanadischer Vater, der neben uns seinen Caravan aufgestellt hatte, extra nochmals zurück gefahren kam, um sich mit Handschlag und Schulterklopfen zu verabschieden. Das war Herzlichkeit, die man bei uns doch oft vermisst. Was auch angenehm auffiel, war die Sauberkeit und die liebevolle Pflege in den verschiedensten Anlagen und Städten. Dass Ausnahmen die Regel bestätigen, zeigte Vancouver, was mich diesbezüglich sehr an New York erinnerte.
Bekanntlich ist man schlauer, wenn man aus dem Rathaus kommt. Will sagen, was würden wir an unserer Route verbessern, wenn wir nochmals starten könnten. Da wäre zum einen der Kilby Park, den man bei zeitiger Übernahme des Wohnmobils auslassen könnte, zumal man ein ganzes Stück zurückfahren muss. Zum anderen würden wir Peachland, d.h. das Okanagan Gebiet, nur mit einem Stopp verbinden und dafür die Lachswanderung bei Salmon Arm hinzufügen. Der Wells Gray Park hat seinen Höhepunkt mit den Helmken Falls, man muss nicht unbedingt die Schotterpiste bis zum Clearwater Lake nehmen, um dort zu übernachten. Die damit gewonnenen zwei Tage und entsprechend eingesparten Kilometer hätten wir dann zu einem Abstecher in den Pazifik Rim National Park auf Vancouver Island und einen Tag mehr in Vancouver nutzen können. An sich sind drei Wochen doch knapp bemessen. Wer sich’s leisten kann, sollte eine Woche noch anhängen und die für Hickings und Kanuwanderungen nutzen. Möglichkeiten dafür gibt es in Hülle und Fülle. Zum Abschluss wünschen wir Kanada-Besuchern genau soviel eindrucksvolle Erlebnisse, faszinierende Augenblicke und schöne Stunden am Lagerfeuer, wie wir sie verbringen durften. Vielleicht erfüllt sich bei dem einen oder anderen ein Jugendtraum, von dem man noch in fünfundzwanzig Jahren schwärmen kann …
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